
Macht, Kontrolle und Vertrauen
18. November 2012Dieser Text ist stark inspiriert von den beiden Artikeln von Karin Bauer im Standard vom 17./18. 11. 2012
The significant problems we face today cannot be solved at the same level of thinking we were at when we created them — Albert Einstein
Innovation braucht Freiheiten. Freiheit neue Wege zu denken und auszuprobieren – siehe oben das Zitat von Einstein. Wenn jede Fingerbewegung eines Mitarbeiters im ISO 9000 Dokument vorgeschrieben und jeder Versuch im Prozesshandbuch vorkommen muss – ja, dann ist das Reporting optimal. Optimal (wenig Arbeit) für die Firmenleitung. Die Firmenleitung wird aber wenig Kreatives bei den Produkten entdecken. Wie denn auch? Oder sollen die Mitarbeiter gefälligst zu Hause nachdenken? Nein, die Lösung: im ISO 9000 Handbuch ist für die Zeitdauer des Aufenthaltes im WC keine Vorschrift enthalten … danke!
Es ist meine tiefe Überzeugung „Menschen kann man nicht kontrollieren“, OK, man kann Zeiten registrieren, Umsätze vorschreiben und nachprüfen, aber man kann nicht kontrollieren ob der Mitarbeiter innerlich oder offen für die Firma arbeitet oder gegen die Firma. Erinnern Sie sich doch an Ihre Schulzeit – die Lehrer haben versucht Sie zu kontrollieren – aber ist es denen gelungen? Wenn sie jetzt mit „Ja“ antworten steht der Chef hinter Ihnen – oder?
Kontrolle muss im Gleichgewicht zu Freiheiten sein. Zum Beispiel Zeit zu haben das Problem, das sie gerade in der Produktion gesehen haben zu überdenken, eine Möglichkeit mit Excel eben das nachzurechnen oder in der Werkstätte mit einem Arbeiter eine halbe Stunde etwas Testweise zusammen zu schweißen. Oder verlange ich da zu viel?
Macht muss in Gleichgewicht mit Vertrauen stehen. Die Macht eines Vorgesetzten einen Mitarbeiter zu maßregeln ist manchmal notwendig. Aber wenn derselbe Vorgesetzte seine Mitarbeiter nicht gegen ungerechtfertigte Angriffe mit eben seiner Macht schützt, dann wird der Mitarbeiter nicht das Vertrauen haben eine mögliche Innovation zu artikulieren. Ich erinnere mich an die Oberschwester im Altersheim wo meine Mutter war, sie verteidigte ihre Mitarbeiter wie eine Löwin. Ich hatte den Eindruck die halten zusammen wie Pech und Schwefel. Und die Mitarbeiter sind auch länger geblieben wenn es brannte (oder wenn man gemeinsam zu lange Kaffee getrunken hatte).
Noch ein Wort zum Vertrauen in der Firma. So wie Kinder das meiste durch das gelebte Beispiel lernen, so geht es dem Vertrauen in der Firma. Wenn im Dienstvertrag ganz etwas anderes (Niederwertigeres) steht als man machen soll, wenn die Kunden offensichtlich hereingelegt werden (z.B. geplante „Defekte“ von Geräten) oder die Hierarchie – Etage über einem sich die Leute an der Firma bedienen … Ja, dann soll der Angestellte Mäuserich und das angestellt Mäuschen Vertrauen entwickeln?
Wer das glaubt, soll ins Marketing wechseln – dort werden solche Mitarbeiter gesucht.
Viel Erfolg
Gottfried Schaffar
PS.: wenn Sie einer Firma mit angenehmen Macht – Vertrauensverhältnis angehören, freuen Sie sich. Wenn nicht, wünsche ich Ihnen ein innovatives Umgehen des Verfahrenshandbuches. Ja, und schreiben Sie die 7 Minuten für das Lesen dieses Artikel auf Kostenstelle 4711 „Besprechung mit Vorgesetzten“ … brav Formulare ausfüllen – gell?
Kommentar verfassen