Man(n) muss sich auf ein Problem einlassen können – die Zeit dafür finden um mit dem Problem intim zu werden. Und Intimität heißt hier das Andere (das Problem) in seinen Details kennen zu lernen, sich daran erfreuen, von mancher Tiefe erschreckt sein. Das ist doch genauso in der Intimität zwischen zwei Menschen – oder es ist „nur“ eine (vielleicht heftige aber) flüchtige Beziehung.
Intim werden mit einem Problem, das „reif“ für eine Innovation ist, heißt dasselbe wie wenn man das Wort zwischenmenschlich verwendet. Zeit für einander haben, spielerisch miteinander umgehen, Spaß miteinander haben. OK, Sie können mit einem Problem nicht chinesisch bei Kerzenlicht Essen gehen – das gebe ich zu.
Gestern haben wir uns einen Krimi angesehen „Die andere Seite der Strasse“ – sehr empfehlenswert. Und schon wieder – auch in diesem Krimi – wenn man sich nicht ausführlich mit etwas beschäftigt, sich einlässt, kommt man zu völlig falschen Schlussfolgerungen.
Wenn Ihre Arbeitswirklichkeit das nicht zulässt – was dann? Nun, zum Ersten bin ich der Meinung, dass die Innovation des einzelnen Mitarbeiters sehr von dessen geistiger Beweglichkeit und von seinem Support für die Firma abhängt. Denn wenn er völlig und nur auf seinen Vorteil aus wäre würde er die 3000EUR zusammenkratzen und zuerst zu einem Patentanwalt gehen. Wenn man dem Mitarbeiter nur rigide und formal „wegen dem Firmennutzen“ kommt … ja dann ist es aus mit Innovation. Irgendwann hat man den Mitarbeiter umerzogen, umerzogen – so wie die Firma – nur den eigenen Vorteil (für den Aktionär?) zu sehen. Also wenn ihre Arbeitsumgebung in diese Richtung eskaliert, ja dann überlegt sich jeder, der in der Freizeit eine „Idee“ hat, ob er das in der Arbeit einbringen soll oder nicht. Also mein persönlicher Rat: versuchen Sie es mit Ihrer Arbeitsstelle und reden sie aber mit den Verantwortlichen vorher und weisen Sie einfach und menschlich auf die Asymmetrie und auf das moralische Problem hin. Sie werden ja sehen…
Weil ich an das Neujahrskonzert 2013 unter Welser-Möst zurückdenke, von dem ich (als Neujahrskonzert-Skeptiker) sehr, sehr angetan war, nun würde Welser-Möst mit einer Reportingpflicht die nach jeder Besprechung mit einem/den Philharmonikern einen Bericht in SAP eingeben muss, auch so gut wäre?
Viel Erfolg
Gottfried Schaffar