Controller werden immer mehr in Spitzenpositionen gehoben. Warum verlangen das Eigentümer oder deren (selbst ernannte) Beauftragte? Was hat das für einen Einfluss auf den Innovationsprozess.
Ich denke der Grund ist einfach – in einer unsicheren Zeit möchte man(n) Kontrolle. Unsicher ist die „Zeit“ aber nicht in der Firma, sondern im wirtschaftlichen und sonstigen Umfeld. Sogar in der Zeitung „Der Standard“ steht der Satz „…ängstlicher Vorstand…“. Also installieren wir Controller zur Kontrolle, und mehr Kontrolle ist ja auch mehr Sicherheit. Das Problem ist aber, dass der Controller im Inneren der Firma kontrolliert, die wesentlichen Unsicherheiten aber außerhalb der Firma sind. Das erinnert doch stark an den Buben dem es am Popo juckt, aber da er in der Klasse ist, kratzt er sich am Kopf. Oder sehe ich das zu überspitzt?
Im Grunde ist die Sehnsucht nach Sicherheit illusionär, nein die Sehnsucht ist real, aber man kann keine Sicherheit erzeugen – das Erdbeben in 3 Sekunden kann das Spiel sehr schnell beenden, der Bankencrash den der Staat (der Steuerzahler) nicht mehr stemmt verändert aber auch Alles. Kontrollieren kann man nur sich selbst … und das sehr schlecht. Es kann noch so eine „sichere“ Bonierung im Restaurant installiert sein – der Kellner, der es darauf anlegt kann seinen Chef betrügen – oder? Das ist einfach überall so, glauben Sie mir oder überzeugen Sie sich. Es entstehen nur immer komplexere Systeme und Regelwerke bei denen man Experten braucht um sie auch nur brav zu befolgen. Oder machen Sie Ihre Steuererklärung selber? Und in der Zeitung steht das der Herr X „nur“ ein paar Millionen auf die Seite geschafft hat – überzeugt, dass das der falsche Weg ist?
Dasselbe passiert in den Firmen: immer komplexere Regelwerke („… da setzen wir einen Prozess auf“) komplizieren das produktive Arbeiten. Aber fragen Sie doch unter welcher Verrechnungsnummer Sie den Bürokratieirrsinn verbuchen sollen… die Antwort die Sie sicher bekommen: „…na das bisschen eben unter dem Projekt für das Sie gerade arbeiten“ und dann wundern wir uns, dass Andere billiger sind? Andere schneller sind? Andere effektiver sind?
Controlling ist ja auch ein tiefes Misstrauen gegenüber den eigenen Abteilungsleitern. Um wieder in den Innovationsbereich zu kommen: Abteilungsleiter haben doch immer schon auf Sparsamkeit und Effizienz bei Innovationsprojekten geschaut oder? Jetzt soll der Controller, der im Wesentlichen nur die Sprache der Zahlen versteht in letzter Instanz entscheiden? Oder gibt es eine Kennzahl für die Bedeutsamkeit einer Angedachten oder in Entwicklung befindlichen Innovation? Wenn, dann ist es eine Kombination aus Meinungen … wenn das objektiv sein soll…? Aber gehen wir auf ganz sicher: die Entscheidung trifft ein Gremium – das ist toll – nein ist es auch wirklich wir haben ja mehrer Meinungen (wenn sie gegen die Chefmeinung sich etwas sagen trauen) und wenn es schief geht waren die „Anderen“ schuld.
Das ist sicher nicht generell so zu sehen, im Inneren einer Firma gibt es nun mal Reibungsverluste, aber eben auch aufgrund der Bürokratie. Im außen der Firma, am Markt und mit Innovationen da ist das hundertfache Potential. Aber dazu muss man Mut haben und die eigenen Leute nicht mit Zusatzaufwand zu jeder Idee bremsen. Irgendwann geben es die Mitarbeiter auf sich wegen einer Entwicklungsidee einem Hearing stellen zu müssen.
Es ist schön, dass es in Ihrer Firma besser ist.
Viel Erfolg
Gottfried Schaffar