
Geld und andere Werte
21. April 2019Neulich hatte ich eine Diskussion warum in Behindertenwerkstätten kein Lohn sondern „nur“ ein Taschengeld bezahlt wird…
Später viel mir auf, es war eine Diskussion zweiter Religionen? Eine Glaubensgemeinschaft – nur Geld ist etwas wert. Die andere Glaubensgemeinschaft – es sind andere Werte wie Freundschaft, Liebe etc. die, und nur die sind von Wert.
Nun, ich denke die Geldreligion – und es ist ja wirklich ein Glaube (Vertrauen in die Politik ist ein Glaube) das der Schein es mir magisch ermöglicht eine Wurtsemmel zu kaufen… nun die hat die Menschheit als Ganzes sehr weit gebracht – nur ob das positiv ist fraglich.
Die Religion der „menschlichen“ Werte wie Zuneigung, Fairness und Freundschaft glaubt an Menschenrechte und nicht materielle Werte – das sind ja auch keine Naturgesetze. Also so spontan würde – so glaube ich – jeder gerne in einer solchen Welt leben … aber außerhalb von ihr Geld verdienen.
Ja, klar, die Wirtschaft lebt von der Geldreligion, sonst wäre ein Porsche gegenüber einem Kleinwagen nicht verkäuflich? Der Geldpreis in Vergleich lässt ihn herausragen? Aber die Industrie kennt auch die andere Religion und verkauft mit dem Porsche auch Sexyness und Sportlichkeit. Wenn ich mir die Herrn ansehe die diesen Autos entsteigen kann ich diese Werte besser verstehen.
Ja, klar, die reine (unverfälschte) Geldreligion führt zur Ausbeutung von Allem und Jedem – das geht nicht sehr lange in gut in einer beschränkten Welt. Aber dann kann man ja auch die Weltraumfahrt besser verkaufen.
Was mich fasziniert ist, dass es offensichtlich in der Arbeitswelt eine Umrechnungskurs zwischen den beiden Werten geben muss. Arbeit die Freude macht und selbst bestimmt ist – ist selten und wird nicht gut bezahlt (Gärtner, Tierpfleger,…). Arbeit die (menschlich gesehen) gemein, gefährlich oder hinterlistig ist wird blendend bezahlt: Personaler die auf den Hinauswurf von Mitarbeitern spezialisiert sind, Rationalisierungs-Gurus, gehobene Angestellte die andere hinausekeln bekommen Prämien (mitunter pro Kopf), Planer von untergriffigen Kampagnen (politisch oder wirtschaftlich), Rhetoriklehrer „wie mache ich mein Gegenüber fertig“.
Ich möchte mit meiner Meinung nicht hausieren … aber mit Geld wird doch meistens ein Surrogat der „anderen“ (doch viel älteren) Religion gekauft: Schönheit (Kosmetik, Kleider, Sportartikel, …), Freundschaft (Facebook – aber komm mir nicht zu nahe, Sex, Alkohol, …), Natur (Urlaub auf den Malediven, Nahrungsergänzung aus Polarkrill, …).
Ja, ohne Geld geht es (bei uns) nicht und ohne Freundschaft leben auch viele Menschen – erfolgreich? Was ist Erfolg? Ja, was wollen wir eigentlich?
Gottfried
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