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Try to fit in?

5. Mai 2012

Klar, man muss sich anpassen – muss man? (Von mir) Unbestritten ist, dass man auf Veränderungen reagieren muss (sollte). Also, wenn Sie (1915) ein erfolgreicher Pferdefuhrwerker sind und die Eisenbahn kommt auf, ja, dann ist es klug sich anzupassen. Ok, das ist ein unbestreitbares, Beispiel aus der Vergangenheit. In der Gegenwart ist das nicht so eindeutig – klar. Wir stellen also – ich denke gemeinsam – fest: das Festhalten und das Nicht-sehen-wollen von etwas ist der Tod der Innovation – OK?

Was ich jedoch mit dem Fragezeichen im Titel meine, ist eine andere Kategorie: das Vorspielen (performing) einer Person, die man nicht ist. Unter Selbständigen grassiert beispielsweise die „Erfolgskrankheit“, jeder inszeniert sich als total erfolgreicher Geschäftsmann, der BMW 7er ist schon bestellt nur „…sie wissen ja, diese Lieferzeiten heutzutage…“. Dieses Vorspielen geht bis zur Stilistin, die einem das „erfolgreiche“ Outfit mit der Gewinnkrawatte und der Innovationsfrisur vorschreibt. Dazu sollte man auch das Vorspielen von Bewunderung für den Chef (von dem man eventuell eine ganz andere Meinung hat) oder das interessierte Zuhören (in der lähmenden Selbstdarstellungsbesprechung X) zählen. Man kann das natürlich mache und es ist vielleicht auch unumgänglich, man muss sich aber klar werden „es kostet Energie“.

Was hat das mit Innovation zu tun? Viel, man investiert Lebensenergie in eine Inszenierung, die man dann womöglich selbst für real hält. Man Investiert mehr als man auf den ersten Augenblick wahrnimmt. Man verkauft seine Persönlichkeit zugunsten eines scheinbaren „Dazugehörens“. Es ist eine Art Selbst- Verleugnung. Man lebt eine Lebenslüge.

Und damit halten Sie an etwas fest, dass sehr viel Energie kostet – festhalten kostet Innovationskraft. Festhalten ist ja das Gegenteil von Neuem. Meine Überzeugung ist es auch, dass die Innovation aus dem „Selbst“ kommt. Wenn ich mich verleugne, kann da nichts kommen. Oder sehe ich das falsch?

Wenn man seine Persönlichkeit, sein innerstes Ich zulässt, ja dann passt man sich an die Umgebung an. Man wird nicht im T-Shirt und Sandalen in ein 5-Stern Restaurant mit dem Partner gehen – aber das steht ja auch nicht zur Debatte. Wenn ich aus Achtung vor dem Partner und als Ausdruck der Feierlichkeit mich in den guten Anzug werfe, dann bin ich noch immer ich selbst. Vielleicht ein hilfreicher Vergleich: man kann leben wie ein Gedicht, reimen sollte es sich, aber das Versmaß sollte man sich nicht auch noch selber vorschreiben lassen.

Wenn man sich mit dem eigenen Schauspiel beschäftigt hat mein keine Zeit für Anderes und schon gar nicht für Innovation.