Das innovative Betriebsklima ist offensichtlich ein Aspekt des allgemeinen Betriebsklimas. Wenn wir vom Betriebsleiter durch den Betrieb geführt werden, braucht man nur in das Gesicht der Mitarbeiter zu schauen oder – noch viel einfacher -aufzupassen, ob der Betriebsleiter seine Mitarbeiter grüßt. Eine repressive, hierarchische Organisation ist wohl die schlechteste Voraussetzung für ein innovatives Betriebsklima.
Damit innovative Ideen in die Chefetage dringen können, müssen Informationen in beide Richtungen fließen können. Das Problem muss den Mitarbeitern bekannt sein, was schon ein gerütteltes Maß an Informationsoffenheit voraussetzt. Aber die Mitarbeiter müssen auch die praktische Möglichkeit haben, ihre Problemlösungsansätze angstfrei und risikolos in der Chefetage deponieren zu können. Hierarchische Organisationen sind diesbezüglich wenig durchlässig für Informationen. Solche Firmen sind nach der Einführung von E-Mail Systemen völlig erstaunt, dass plötzlich jeder an jeden eine Nachricht übermitteln kann, plötzlich Informationen und Anregungen von Verkäufern an technische Abteilungen kommen. Sonderbarerweise werden Probleme und Erfolge, auch von weit entfernten Betriebsteilen, im ganzen Unternehmen bekannt. Wenn sich dann Personen übergangen fühlen, wird es schwierig (das sind oft diejenigen Angestellten, die sich die E-mails von der Sekretärin ausdrucken lassen und die Antwort diktieren – das gibt es noch immer).
Nagelprobe für Informationsdurchlässigkeit: Was halten Sie von der Firma, die die Kostenstruktur jedes Auftrages nach der Erledigung am Schwarzen Brett aushängen lässt? Ist das in ihrem Betrieb denkbar?
Klarerweise müssen bei einem innovativen Betriebsklima nicht nur die Informationswege offen sein, sondern auch die Möglichkeit, eigene Lösungsansätze im Betrieb verwirklichen zu können, muss kultiviert sein. Beispielsweise durch die Einführung eines Prämiensystems für durchgeführte Innovationen, eines Preisausschreibens für innovative Ideen oder alleine die Übergabe einer Anerkennungsurkunde aus der Hand des Chefs. Wichtig ist, dass die Geschäftsleitung immer auf Vorschläge und Innovationen positiv reagiert, immerhin hat sich in jedem Fall ein Mitarbeiter außerhalb seiner Stellenbeschreibung Gedanken um das Wohl des Unternehmens gemacht, das sollte doch auf jeden Fall gefördert werden.
Das Handling all solcher Ideen erfordert zusätzliche Man-Power, größere Firmen brauchen dafür einen eigenen Mitarbeiter. Wichtig im Sinne einer offenen Kommunikationsstruktur ist klarerweise die (schnelle) Information des Mitarbeiters, der die Idee gebracht hat und die Diskussion mit ihm. Viele Mitarbeiter denken bei Innovation immer nur an das Eine: an die technische Innovation. Man muss sehr oft darauf hinweisen, dass auch organisatorische Innovationen für jedes Unternehmen außerordentlich wichtig sind. Das einzige Problem mit organisatorischen Innovationen ist die Tatsache, dass man meist jemandem weh tun muss.
Die größte Gefahr für solche Systeme liegen nicht alleine in der hierarchischen Konkurrenz des Abteilungsleiters zum ideensprühenden Werkmeister, vielmehr sind es die folgenden drei Universalargumente:
- das haben wir schon immer so gemacht
- da könnte ja jeder kommen
- und überhaupt.
Ich erinnere mich an meine Zeit als Ferialpraktikant bei einer großen Elektrotechnikfirma, dort hatte ich vorgeschlagen, durch eine andere elektrische Schaltung einige tausend Meter Verdrahtung einzusparen. Die Reaktion war schlicht und überzeugend: „… da müssten wir ja ein anderes Relais verwenden“ – eine schnelle und durchschlagende Erledigung einer Innovation.
Klar ist: Wenn die einzelnen Abteilungen als „Profitcenter“ geführt werden und damit zueinander in Konkurrenz stehen, wird nie der Techniker mit den Vertriebsleuten sprechen; so werden nie Ideen ausgetauscht und keine Probleme kommuniziert. Ein innovatives Betriebsklima erfordert eine angstfreie menschliche Atmosphäre in den Hallen und Büros, aber vor allem in den Köpfen der Betriebsleitung.