Posts Tagged ‘Computer’

h1

Problemlösung via Computertechnik?

28. Juli 2012

Das klingt doch sehr attraktiv – man holt sich ein Computerprogramm und das Programm macht die Erfindung oder löst das Problem. Ist doch toll! In der Folge möchte ich meinen Wissenstand und meine diesbezüglichen Erfahrungen zum Besten geben:
Ausgangspunkt ist für mich immer eine Aufgabenstellung für die ich eine Lösung wußte. Ich ging immer in die Gespräche oder Seminare mit der Aufgabenstellung sagte aber niemals wie es geht.

Das Computerprogramm

Mir wurde die InventionMachine vorgestellt: Eine umfagreiche Toolbox mit Patentdaten, mit Verknüpfungen zu Planung, Produktion und Wirtschaftlichkeit. Die Präsentation war echt beeindruckend, die Beispiele verblüffend und die Rethorik echt gut. Nach der Vorstellung des (vermeintlichen) Problems ging es ans Eingemachte, alleine die programmgerechte Formulierung der Problemstellung erforderte eigentlich (gemessen am vorher Versprochenem) eine sehr lange Zeit. Inzwischen scharten sich andere Teilnehmer der Veranstalung um uns. Der Experte wirkte etwas unglücklich und tendierte zur Vertagung um die Angelegenheit in Ruhe fortzuführen. Wir haben aber auf das Einlösen der vollmundigen Versprechungen bestanden. Das Experiment dauerte, wenn ich mich recht erinnere, eine Stunde über die Seminarzeit hinaus bis unser Experte aufgab. Nach Bekanntgabe der recht einfachen Lösung war die einzige Antwort: „na das ist ja noch nicht patentiert worden, dann kann das System ja keine Lösung finden“.

Die Denkrichtung

Das Problem muss nur anders formuliert werden, man muss anders denken, in Tabellen nachschlagen und „sofort“ finden Sie die richtige Lösungsrichtung. Auf dem TRIZ („Theorie des erfinderischen Problemlösens“) Seminar hat man also mit „Lösungsrichtung“ den Mund nicht ganz so voll genommen. Der  Seminarleiter reduziert mein Beispielproblem zur Lösungsrichtung (Innovatives Grundprinzip) „Das Prinzip der Dynamisierung“. OK, das löst mein Problem – toll. Äh, wie ist das jetzt praktisch zu verwerten? Die Antwort (nach einem tiefen Blick in seine Unterlagen): „Die Kennwerte des Objektes müssen sich so verändern, dass sie in jeder Arbeitsetappe optimal sind“. So einen direkten und überzeugenden Hinweis hatte ich nicht erwartet. Dagegen sind die Verse des Nostradamus ja ein klarer Lexikoneintrag.

Simulation & Optimierung

Nun ein Hinweis auf einen funktionierenden Weg: Wenn man schon ein kleines Rechenprogramm zur Nachbildung eines realen Objektes oder wirklicher Möglichkeiten hat (!) dann sollte man ein Optimierungsprogramm darüber laufen lassen.

Also, Sie wollen Beispielsweise etwas reales verändern, aber da gibt es viele Einflussparameter. Jetzt kann man herumprobieren bis man die optimale (was immer das in Ihrem Fall nun ist) Lösung gefunden hat. Mein Rat zur Innovation: probieren Sie nicht selber herum sondern lassen Sie das ein Optimierungsprogramm tun (z.B. Simplex Algorithmus). Der Effekt ist oft verblüffend, verblüffend in zweierlei Hinsicht:

  1. findet das Optimierungsprogramm alle Fehler in Ihrem Simulationsprogramm und
  2. der Optimierungsprogramm findet oft sehr originelle, echte Lösungen.

Klar ist allerdings, das macht Aufwand, aber der Nutzen (1.) ist es schon wert.

Versuchen Sie es

Gottfried Schaffar

h1

Automatisierte Problemlösung

26. Mai 2012

Sie haben sicher von EDV-Paketen gehört, die Probleme lösen können – angeblich. Sie haben sicher schon von Methoden gehört, mit denen man Probleme sozusagen im Vorbeigehen, lösen kann – denken wir an TRIZ[i] oder an das Softwarepaket Invention Machine.[ii]

Wenn Sie mit so etwas liebäugeln, dann gehen Sie zu einem Seminar mit einem gelösten Problem im Rucksack – einem Problem, das Kreativität und Kenntnisse benötigt hat. So, und dann stellen Sie dem vortragenden Guru das Problem vor. Ich habe das zweimal getestet, das Resultat war desaströs für das Verfahren. Nicht einmal in die Nähe einer Lösung haben diese Methoden geführt. Aber lustig war es doch – vor allem die Ausreden nach der Auflösung. Versuchen Sie es.

Natürlich gibt es immer wieder Beispiele, bei denen (angeblich) die Lösung mit so einem Verfahren gefunden wurde. Ich gehe davon aus, dass diese Beispiele mit großer Akribie gesammelt werden – sie unterstützen ja das Businessmodell der Vertreiber. Was sicher nicht gesammelt wird, sind Beispiele von Anwendern, die nach drei Versuchen das Zeug auf dem EDV Friedhof – ich meine dem Firmenserver – vergessen haben. Klar, schuld ist der User, hätte er noch die Kurse Level 6 bis 53 gebucht, hätte er kein Problem gehabt.

Aber vielleicht ist das Verfahren für andere Menschen toll – das sind nur unsere Erfahrungen.

[Text aus dem Buch „Radikale Innovationen und grundsätzliche Problemlösungen finden“ von Gottfried Schaffar]


[i] TRIZ ist das russische Akronym für „теория решения изобретательских задач“ (Teoria reschenija isobretatjelskich sadatsch), was sinngemäß übersetzt bedeutet: „Theorie des erfinderischen Problemlösens“ oder „Theorie zur Lösung erfinderischer Probleme“ – Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/TRIZ

[ii] ist ein eingetragenes Warenzeichen der Invention Machine Corporation