(Nein, das wird keine Werbung für einen Mobil-Provider) Führung durch den Betrieb eines großen Konzerns: der Chef führt. Als erstes fallen uns die mehr als freundlichen Aufenthaltsräume und die Kaffeeautomaten einer echt guten Firma (Attest meiner Frau und Kaffeekennerin) auf. Das nächste Erstaunen – es ist per Du mit den Arbeitern und er kennt sich in den Hallen aus … das ist nicht selbstverständlich – glauben Sie mir. Dann frage ich etwas eher kompliziertes (klar, Messverfahren) und was passiert? Der Herr Boss sagt glatt zu uns „keine Ahnung, das muss ich fragen“ – so etwas ist ganz selten. Toller Mann denke ich, aber damit nicht genug: er geht zum Arbeiter, nimmt ihn mit der Rechten Hand um den Oberkörper und sagt: „kannst Du bitte das erklären, ich weiß es nicht“. Jetzt ist es aber an der Zeit diesen Herrn zu prämieren. In so einem Klima laufen auch die kontinuierlichen Verbesserungsvorschläge ohne Probleme, Formulare, Passwörter und Zertifikate an die Abteilungen. Einfach toll!
Anderes Szenario: Der frische Universitätsabsolvent geht zum Facharbeiter und meint „schau Dir die Zeichnung an – kann das funktionieren?“ und in der Folge „… kannst Du mir das machen?“. Nach einigen Stunden kann er das Teil ausprobieren und mit der nächsten Verbesserung wieder kommen. Klar, das hat er zuerst mit dem Werkmeister abgesprochen, aber auch ohne Formulare und ohne die Geschäftsleitung wegen jedem Ankauf einer Schraube zu beschäftigen. Und die so erfolgte Entwicklung ist ein großer Erfolg geworden. Ist es nicht selbstverständlich, dass der junge Ingenieur die Idee mit dem Abteilungsleiter besprochen hat? Ist es nicht selbstverständlich, dass der Abteilungsleiter über Kosten, Absatzchancen und Entwicklungszeit nachgedacht hat? Alleine schon einen Facharbeiter an einer Maschine zu finden wird langsam schwierig. Alle Bestrebungen gehen dahin „Schimpansen“ zu beschäftigen um Geld zu sparen.
Ich gebe zu – das kann manchmal schief gehen, aber sind nicht die Gremialentschlüsse (wer traut sich üblicherweise etwas massives gegen die GF-Meinung zu sagen?) genauso keine Garantie für den Erfolg. Im obigen Fall muss sich der Abteilungsleiter verantworten, ist ein Prozess „aufgesetzt“ ist keiner, und sicher nicht die GF schuld.
Hat schon jemand den Zusatzaufwand der ganzen Prozess-Spielerei nachgerechnet? Äh, irre ich mich oder hatte ich neulich in einem Fachartikel etwas von „einfachen Lösungen sind so notwendig“ gelesen? Na da wäre etwas einfaches!
Viel einfachen Erfolg
Gottfried Schaffar