Posts Tagged ‘Kontrolle’

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Kontrolle im Betrieb und Innovation

16. Februar 2015

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“ ist eine Redewendung, die dem russischen Politiker Lenin zugeschrieben wird (Wikipedia). Kontrolle ist in den letzten Jahren so eine Art Religion geworden: weil man das Firmenumfeld nicht kontrollieren kann …. na ja dann kontrollieren wir eben die eigenen Angestellten. Das geht so weit, dass sich Angestellte privat treffen müssen (außerhalb der Dienstzeit) um über mögliche Verbesserungen diskutieren zu können ohne einen Report über das Treffen schreiben zu müssen.

Sehen Sie sich diesen TED Vortrag an (20 Minuten) er ist es absolut wert. Nicht nur in Hinblick auf unser Thema, sondern auch in Bezug auf Privatsphäre im Internet und sonstwo:

http://www.ted.com/talks/glenn_greenwald_why_privacy_matters

Richtig: 20 Minuten die persönlich wichtig waren! So, und nun stellen Sie sich die durchkontrollierte Firma vor – alles muss reportet werden, jeder Cent aufgeschrieben und die Kameras sind (z.B. bei der Supermarkt-Kassieren) auch schon legal. Was passiert: Glenn Greenwald hat es ja in der ersten Hälfte erzählt: wir produzieren Konformisten, Jasager und „weiter so Macher“. Innovation fordern Alle aber … na das geht zu weit?

… und wenn jemand sagt „…oder haben sie etwas zu verbergen…?“ dann fahren Sie ihm oder ihr über den Mund!

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

 

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Kontrolle und Innovation

23. Juni 2013

Neulich bei einer Konferenz zum Thema Qualitätskontrolle und Innovation wurde in „meiner“ Arbeitsgruppe diskutiert ob Kontrolle und Innovation nicht ein Widerspruch sei. Und vor allem ob Kontrolle nicht ein militärischer Aspekt ist.

Beides erscheint mir sehr überlegenswert. Innovation entsteht wo keine Kontrolle passiert. Oder hatten Sie schon einmal eine innovative Idee als Sie ihre Stundenliste ausfüllten, oder eine Stückliste kontrollierten? Wenn ich meine Zuhörer frage „wo und wann haben sie neue Ideen“ so kommt normalerweise: beim Duschen, im WC, beim spazieren gehen. Leute die am WC kontrolliert sind, haben meist Verstopfung – eine unsachliche Bemerkung? „Frau Müller, Sie haben 12 Minuten Zeit um einen neuen Vorschlag zum Thema X zu präsentieren … wir warten!“ ist sich nicht der Anfang einer Erfolgsstory.

Kontrolle kann dort einsetzen wo etwas bereits definiert ist – also außerhalb der Kreativität. Wenn wir nach NW marschieren kann ich das mit dem Kompass kontrollieren. Wenn ich im Garten planlos Spaß habe, kann ich das nicht kontrollieren.

Ich gebe zu, Kontrolle ist auch wichtig – ich kontrolliere beispielsweise eine Büchersendung auf Vollständigkeit. Aber wie das Beispiel zeigt ist Kontrolle das Gegenteil von Vertrauen. Ja, und zumindest beim Versicherungsvertrag hört mein Vertrauen in den Vertreter auf.

Das bedeutet aber, dass Firmen die ihre Mitarbeiter besonders heftig kontrollieren (Stechuhr, Excel Liste, SAP, Reporting,…) besonders misstrauisch sind! Warum sind sie das? Meine Antwort: weil sie implizit wissen, dass die Mitarbeiter nicht fair behandelt, nicht sinnstiftend beschäftigt werden oder schlicht nur da sind weil sie das Geld brauchen und den Firmenzweck nicht selbst verfolgen.

Kontrolle ist aber auch ein militärischer Aspekt. Viele Firmen verwenden militärische Ausdrücke in ihren Diskussionen: Märkte erobern, Gegner zurückdrängen, vernichten, aus dem Feld werfen, die Verkaufsfront… usw. Und wenn wir nachdenken, ist das Ziel Marktführerschaft oder besser Monopolist zu sein – also den Preis zu diktieren. Ist in den Köpfen so etwas wie ein Welt-Diktator im eigenen Marktsegment das Ziel? Spinnen wir das Extrembeispiel Cartoon angry army drill sergeant shoutingweiter – klar beim Militär gibt es auch Kreativität und Innovation im vorgegebenen Rahmen. Die Frage ist nur: wollen wir das, wir die wir der Firma dienen sollen und wir die das dann ja auch kaufen sollen?

Vielleicht geht der Gedanke zu weit, aber eine kontrollierte, militärische Struktur fördert sicher nicht die Innovation und schon gar nicht das Engagement. In einer Firma, in der die Mitarbeiter ihre Arbeit gerne machen und sich mit den Zielen identifizieren braucht man … ok … wenig Kontrolle und schon gar keine militärische Organisationsform.

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

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Macht, Kontrolle und Vertrauen

18. November 2012

Dieser Text ist stark inspiriert von den beiden Artikeln von Karin Bauer im Standard vom 17./18. 11. 2012

The significant problems we face today cannot be solved at the same level of thinking we were at when we created them — Albert Einstein

Innovation braucht Freiheiten. Freiheit neue Wege zu denken und auszuprobieren – siehe oben das Zitat von Einstein. Wenn jede Fingerbewegung eines Mitarbeiters im ISO 9000 Dokument vorgeschrieben und jeder Versuch im Prozesshandbuch vorkommen muss – ja, dann ist das Reporting optimal. Optimal (wenig Arbeit) für die Firmenleitung. Die Firmenleitung wird aber wenig Kreatives bei den Produkten entdecken. Wie denn auch? Oder sollen die Mitarbeiter gefälligst zu Hause nachdenken? Nein, die Lösung: im ISO 9000 Handbuch ist für die Zeitdauer des Aufenthaltes im WC keine Vorschrift enthalten … danke!

Es ist meine tiefe Überzeugung „Menschen kann man nicht kontrollieren“, OK, man kann Zeiten registrieren, Umsätze vorschreiben und nachprüfen, aber man kann nicht kontrollieren ob der Mitarbeiter innerlich oder offen für die Firma arbeitet oder gegen die Firma. Erinnern Sie sich doch an Ihre Schulzeit – die Lehrer haben versucht Sie zu kontrollieren – aber ist es denen gelungen? Wenn sie jetzt mit „Ja“ antworten steht der Chef hinter Ihnen – oder?

Kontrolle muss im Gleichgewicht zu Freiheiten sein. Zum Beispiel Zeit zu haben das Problem, das sie gerade in der Produktion gesehen haben zu überdenken, eine Möglichkeit mit Excel eben das nachzurechnen oder in der Werkstätte mit einem Arbeiter eine halbe Stunde etwas Testweise zusammen zu schweißen. Oder verlange ich da zu viel?

Macht muss in Gleichgewicht mit Vertrauen stehen. Die Macht eines Vorgesetzten einen Mitarbeiter zu maßregeln ist manchmal notwendig. Aber wenn derselbe Vorgesetzte seine Mitarbeiter nicht gegen ungerechtfertigte Angriffe mit eben seiner Macht schützt, dann wird der Mitarbeiter nicht das Vertrauen haben eine mögliche Innovation zu artikulieren. Ich erinnere mich an die Oberschwester im Altersheim wo meine Mutter war, sie verteidigte ihre Mitarbeiter wie eine Löwin. Ich hatte den Eindruck die halten zusammen wie Pech und Schwefel. Und die Mitarbeiter sind auch länger geblieben wenn es brannte (oder wenn man gemeinsam zu lange Kaffee getrunken hatte).

Noch ein Wort zum Vertrauen in der Firma. So wie Kinder das meiste durch das gelebte Beispiel lernen, so geht es dem Vertrauen in der Firma. Wenn im Dienstvertrag ganz etwas anderes (Niederwertigeres) steht als man machen soll, wenn die Kunden offensichtlich hereingelegt werden (z.B. geplante „Defekte“ von Geräten) oder die Hierarchie – Etage über einem sich die Leute an der Firma bedienen … Ja, dann soll der Angestellte Mäuserich und das angestellt Mäuschen Vertrauen entwickeln?

Wer das glaubt, soll ins Marketing wechseln – dort werden solche Mitarbeiter gesucht.

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

PS.: wenn Sie einer Firma mit angenehmen Macht – Vertrauensverhältnis angehören, freuen Sie sich. Wenn nicht, wünsche ich Ihnen ein innovatives Umgehen des Verfahrenshandbuches. Ja, und schreiben Sie die 7 Minuten für das Lesen dieses Artikel auf Kostenstelle 4711 „Besprechung mit Vorgesetzten“ … brav Formulare ausfüllen – gell?