Posts Tagged ‘Mensch-Sein’

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Weihnacht?

24. Dezember 2012

Wieso ist Weihnachten so schön? Wieso ist nicht jeder Tag Weihnachten? Ja, OK – wir würden zu sehr zunehmen und jeden Tag einen Berg verschenken, das könnte man ja weglassen. Das ist aber sowieso nicht das Wesentliche!

Das wirklich Schöne ist doch, dass wir ein offenes Herz haben: wir verzeihen dem Wilden der uns gerade überholt – hat wahrscheinlich eine Frau in den Wehen zu Hause 🙂 Grüßen tut man in der Weihnachtszeit auch herzlich, ja man redet mit Menschen mit denen man ein ganzes Jahr nicht spricht. Ja, und wir geben der Augustin Kolporteurin ein deutliches Trinkgeld und der Kassiererin im Supermarkt ein freundliches Wort.

Ja, wir vergönnen dem Anderen seinen Erfolg, auch wenn wir ihn gerne gehabt hätten. Manchmal hören wir sogar wirklich zu, wenn jemand etwas zu uns sagt. Und wir nehmen uns Zeit füreinander, und das nicht nur für das Essen.

Zeit ist etwas Kostbares? Was macht Zeit so wertvoll? Wieso ist die Zeit der Putzfrau, die immer zusätzlich auch noch die Blumen nett arrangiert bei uns so wenig wert? Wieso ist die Zeit manches Direktors so viel mehr wert wenn er z.B. dem Management Vorgaben macht, die weitere Entlassungen unvermeidlich machen? Die Firma ist zwar im Plus, aber die Aktionäre… Klar, alles im Rahmen des „gesetzlichen“ und die Drecksarbeit machen die Anderen. Uns selber die grauslichen Anordnungen treffen – nein dafür hat man ja Mitarbeiter.

In der Weihnachtszeit ist auch viel vom Licht die Rede. Für mich heißt das, mich an das zu erinnern was bleibt, was wesentlich ist. Einfach zum Wesentlichen kommen. Ich denke, der Kontostand gehört dazu wohl nicht. Ich denke es ist die Erkenntnis, das mein Gegenüber auch ein wundervoller Mensch ist, auch wenn er es vielleicht aufgrund seiner Lebensgeschichte erfolgreich verbirgt. Es ist doch auch das Tun wozu man sich selbst aufgerufen fühlt – und nicht das was Andere von einem erwarten und drängen. Mit anderen Worten die Beschäftigung mit „was ist der Sinn in dem Ganzen?“.

Kontrolle ist auch so ein Thema, das in unserem täglichen Leben immer stärker eindringt. Ein Blick auf Weihnachten –wo die Geschenke völlig außer unserer Kontrolle vollständig entzogen sind – zeigt uns die Unmittelbarkeit der Freude die damit zusammenhängt. In Firmen herrscht ja der Glaubenssatz „Kontrolle ist heilig“, ja und diesem Gott wird die ganze Kreativität und Innovationskraft oft geopfert.

Denken wir doch ein wenig über Weihnachten und unsere Glaubenssätze nach – oder?

Warum wir in diesem Sinne jeden Tag Weihnachten machen ist mir ein Rätsel, aber da muss ich auch noch viel lernen.

Gottfried

PS.: der nächst Blog erscheint nach dem 6. Jänner – Danke

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Innovation, Intellekt und Mensch sein

15. Dezember 2012

Wir haben uns gewöhnt den Intellekt hoch zu halten – ich denke zu Recht, wir sind froh ein Zeitalter der Aufklärung gehabt zu haben. Meiner Meinung nach – und da bin ich nicht der Einzige – gibt es aber einen Widerspruch zwischen Intellekt und dem Mensch-Sein. Ja und das hat Auswirkungen auf die Innovationskraft.

Was meine ich? Wenn Sie von einem Termin zum nächsten eilen und am Straßenrand fällt eine Frau zusammen, ja dann sagt die Logik, dass jede Hilfe Zeit kostet, Energie kostet und keine Rendite bringt. Und das sind die drei Fragen die uns die Controller dauernd stellen, von den Aktionären nicht zu sprechen… Und wenn Ihre Firma schon einer Bank oder Fond gehört gibt es nicht einmal mehr eine Diskussion.

In derselben Kategorie sehe ich ja auch die Anweisungen nach dem Aufteilen von Firmen. Mitten durch die Halle geht die imaginäre Linie und da drüben sind „die Anderen“. Früher hat man sich geholfen, jetzt ist das verpönt – ist ja ein anderes Reporting Spreadsheet das an die Holding gemailt wird – was geht mich das an….?

Interessanter Weise sind aber nicht die kalten Rechner auf den Titelseiten (außer nach einem Skandal) sondern die „Anderen“. Die Menschen die gegen alle Vernunft in ein brennendes Haus gelaufen sind und noch einen Menschen oder ein Tier gerettet haben, die Menschen und Reporter in Krisengebieten die das Berichten was sie erleben und nicht das was ihnen „Associated Press“ oder der Lieblingslobbyist des Herausgebers auf den Schreibtisch knallt – das tut der Karriere sicher nicht gut. Das alles ist völlig unlogisch und ein Computer würde das nie „tun“.

Es gehört aber zum Mensch sein einen Mitmenschen nicht auf der Strasse liegen zu lassen. Das ist uns nicht nur ein Bedürfnis und wird von allen Religionen gepredigt (am Sonntag), es ist in manchen Fällen sogar gesetzlich geregelt wie „§ 95 StGB Unterlassung der Hilfeleistung“. Dieser Paragraph gilt aber meines Wissens nicht unter juridischen Personen wie AGs oder GmbHs – nanu?

Es gibt jede Menge Untersuchungen, dass eine verordnete Missachtung des menschlichen Verhaltens als Stress erlebt wird. Menschen sind nun mal kooperativ und keine Aktiengesellschaften. Man kann sogar mathematisch nachweisen das kooperative (altruistisches) Verhalten für das Überleben einer Spezies wichtig und notwendig ist. Auch gibt es viel mehr als 400 zoologische Untersuchungen über die Wichtigkeit des kooperativen Verhaltens – also nichts mit Darwin und Überlebenskampf alleine gegen alle Anderen. OK, hat sich in der Redaktion von Universum noch nicht herumgesprochen und in den Wirtschaftredaktionen schon gar nicht.

Aber wenn ein Tsunami ein Land verwüstet – Freude – dann wetten wir mit großem Gewinn gegen die Landeswährung und gegen die Kurse der dort ansässigen Firmen – ist ja logisch – oder? Und mit ein paar Millönchen kann man ein Land der dritten Welt bequem destabilisieren denn mit einem Diktator kann man doch viel besser verhandeln als mit 13 Parteien – ist doch logisch. Aber irgendwie ist es den Firmen ja doch peinlich – die österreichische Firma die an den Kindern als Minenarbeitern im Kongo prächtig profitiert, will das nicht breittreten (und auch nicht kommentieren).

Wie soll dann ein Mitarbeiter innovativ sein? Ein Leiter eines großen Wirtschaftunternehmens hat uns einmal erzählt „früher hast Du beim Mitbewerb angerufen und gefragt ‚Wie macht ihr das?‘ Das geht heute nicht mehr“. Eine wirkliche Innovation entsteht durch Begeisterung und Engagement – nicht aus einem Bonus. Ja, und echte Innovation gibt es nur wenn die Menschlichkeit Ihren Platz in der Firma hat – oder?

OK, das ist ein bisschen ein grantiger Text, aber er ist auch weihnachtlich – zumindest für mich 🙂

Aber es gibt ja viele positive Beispiele:

925 Unternehmen in der Liste http://www.gemeinwohl-oekonomie.org/
dort auch große Firmen wie KWB. Wir spüren auch persönlich in vielen Unternehmen einen intensiven Trend zu verantwortungsvollem Handeln – da sind aber meist Unternehmerpersönlichkeiten, leitene Angestellte oder Eigentümer aktiv. Sehr positiv, ganz unabhängig von der Rechtsform!

Viel Erfolg – menschlichen Erfolg – und ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Gottfried Schaffar

PS.: die erfolgreichste Firma ist seit 125 Millionen Jahren tätig. Es sind die Zellen der Säugetiere! Sie helfen einander und unterstützen sich, ja sie haben sogar einen Mechanismus der allzu unterschiedliche „Entlohnung“ bremst. Und mehr als Fett einzulagern kann die Zelle nicht. Es kommt auch praktisch nie vor, dass die Magenzellen der Bauchspeicheldrüse den Krieg erklären um die Langerhans-Inseln zu besetzen. Und wenn ein Zellverband sich auf Kosten anderer unkooperativ benimmt (Ziel „Marktführer“) so rennen wir zum Arzt und der soll dann den Krebs herausschneiden.

PPS.: Ja, klar es gibt Ausnahmen, aber wie der Name schon sagt – das sind Ausnahmen.