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Kontrolle und Innovation

23. Juni 2013

Neulich bei einer Konferenz zum Thema Qualitätskontrolle und Innovation wurde in „meiner“ Arbeitsgruppe diskutiert ob Kontrolle und Innovation nicht ein Widerspruch sei. Und vor allem ob Kontrolle nicht ein militärischer Aspekt ist.

Beides erscheint mir sehr überlegenswert. Innovation entsteht wo keine Kontrolle passiert. Oder hatten Sie schon einmal eine innovative Idee als Sie ihre Stundenliste ausfüllten, oder eine Stückliste kontrollierten? Wenn ich meine Zuhörer frage „wo und wann haben sie neue Ideen“ so kommt normalerweise: beim Duschen, im WC, beim spazieren gehen. Leute die am WC kontrolliert sind, haben meist Verstopfung – eine unsachliche Bemerkung? „Frau Müller, Sie haben 12 Minuten Zeit um einen neuen Vorschlag zum Thema X zu präsentieren … wir warten!“ ist sich nicht der Anfang einer Erfolgsstory.

Kontrolle kann dort einsetzen wo etwas bereits definiert ist – also außerhalb der Kreativität. Wenn wir nach NW marschieren kann ich das mit dem Kompass kontrollieren. Wenn ich im Garten planlos Spaß habe, kann ich das nicht kontrollieren.

Ich gebe zu, Kontrolle ist auch wichtig – ich kontrolliere beispielsweise eine Büchersendung auf Vollständigkeit. Aber wie das Beispiel zeigt ist Kontrolle das Gegenteil von Vertrauen. Ja, und zumindest beim Versicherungsvertrag hört mein Vertrauen in den Vertreter auf.

Das bedeutet aber, dass Firmen die ihre Mitarbeiter besonders heftig kontrollieren (Stechuhr, Excel Liste, SAP, Reporting,…) besonders misstrauisch sind! Warum sind sie das? Meine Antwort: weil sie implizit wissen, dass die Mitarbeiter nicht fair behandelt, nicht sinnstiftend beschäftigt werden oder schlicht nur da sind weil sie das Geld brauchen und den Firmenzweck nicht selbst verfolgen.

Kontrolle ist aber auch ein militärischer Aspekt. Viele Firmen verwenden militärische Ausdrücke in ihren Diskussionen: Märkte erobern, Gegner zurückdrängen, vernichten, aus dem Feld werfen, die Verkaufsfront… usw. Und wenn wir nachdenken, ist das Ziel Marktführerschaft oder besser Monopolist zu sein – also den Preis zu diktieren. Ist in den Köpfen so etwas wie ein Welt-Diktator im eigenen Marktsegment das Ziel? Spinnen wir das Extrembeispiel Cartoon angry army drill sergeant shoutingweiter – klar beim Militär gibt es auch Kreativität und Innovation im vorgegebenen Rahmen. Die Frage ist nur: wollen wir das, wir die wir der Firma dienen sollen und wir die das dann ja auch kaufen sollen?

Vielleicht geht der Gedanke zu weit, aber eine kontrollierte, militärische Struktur fördert sicher nicht die Innovation und schon gar nicht das Engagement. In einer Firma, in der die Mitarbeiter ihre Arbeit gerne machen und sich mit den Zielen identifizieren braucht man … ok … wenig Kontrolle und schon gar keine militärische Organisationsform.

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar