Posts Tagged ‘Optimierung’

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Es geht auch anders

14. März 2015

(Nein, das wird keine Werbung für einen Mobil-Provider) Führung durch den Betrieb eines großen Konzerns: der Chef führt. Als erstes fallen uns die mehr als freundlichen Aufenthaltsräume und die Kaffeeautomaten einer echt guten Firma (Attest meiner Frau und Kaffeekennerin) auf. Das nächste Erstaunen – es ist per Du mit den Arbeitern und er kennt sich in den Hallen aus … das ist nicht selbstverständlich – glauben Sie mir. Dann frage ich etwas eher kompliziertes (klar, Messverfahren) und was passiert? Der Herr Boss sagt glatt zu uns „keine Ahnung, das muss ich fragen“ – so etwas ist ganz selten. Toller Mann denke ich, aber damit nicht genug: er geht zum Arbeiter, nimmt ihn mit der Rechten Hand um den Oberkörper und sagt: „kannst Du bitte das erklären, ich weiß es nicht“. Jetzt ist es aber an der Zeit diesen Herrn zu prämieren. In so einem Klima laufen auch die kontinuierlichen Verbesserungsvorschläge ohne Probleme, Formulare, Passwörter und Zertifikate an die Abteilungen. Einfach toll!

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(c) Carola Langer pixelio.de

Anderes Szenario: Der frische Universitätsabsolvent geht zum Facharbeiter und meint „schau Dir die Zeichnung an – kann das funktionieren?“ und in der Folge „… kannst Du mir das machen?“. Nach einigen Stunden kann er das Teil ausprobieren und mit der nächsten Verbesserung wieder kommen. Klar, das hat er zuerst mit dem Werkmeister abgesprochen, aber auch ohne Formulare und ohne die Geschäftsleitung wegen jedem Ankauf einer Schraube zu beschäftigen. Und die so erfolgte Entwicklung ist ein großer Erfolg geworden. Ist es nicht selbstverständlich, dass der junge Ingenieur die Idee mit dem Abteilungsleiter besprochen hat? Ist es nicht selbstverständlich, dass  der Abteilungsleiter über Kosten, Absatzchancen und Entwicklungszeit nachgedacht hat? Alleine schon einen Facharbeiter an einer Maschine zu finden wird langsam schwierig. Alle Bestrebungen gehen dahin „Schimpansen“ zu beschäftigen um Geld zu sparen.

Ich gebe zu – das kann manchmal schief gehen, aber sind nicht die Gremialentschlüsse (wer traut sich üblicherweise etwas massives gegen die GF-Meinung zu sagen?) genauso keine Garantie für den Erfolg. Im obigen Fall muss sich der Abteilungsleiter verantworten, ist ein Prozess „aufgesetzt“ ist keiner, und sicher nicht die GF schuld.

Hat schon jemand den Zusatzaufwand der ganzen Prozess-Spielerei nachgerechnet? Äh, irre ich mich oder hatte ich neulich in einem Fachartikel etwas von „einfachen Lösungen sind so notwendig“ gelesen? Na da wäre etwas einfaches!

Viel einfachen Erfolg

Gottfried Schaffar

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Das teure Sparen – wir unterbrechen das „Projekt“

9. November 2014

Ja von der Theorie her sind Lösungen wunderschön, werden in vielen gescheiten Büchern abgeschrieben und wieder zitiert, Varianten entwickelt und darüber Vorträge gehalten. Im Auditorium sitzen nur selten die Leute, die es betrifft. Und die Leute die es betrifft, sind ob der hunderten Umstrukturierung apathisch und sind froh einen Job zu haben. Klar die gescheiten Leute, die Lösungen aus der Direktionssicht beurteilen haben auch keine Zeit (oder keine Lust) sich mit dem arbeitenden Mitarbeitern zu unterhalten.

Die Beraterelite (ich hatte mich gerader vertippt, meine Finger produzierten „Shit“ – nanu) sieht (nun richtig getippt) die Direktion als Kunde und löst das Problem des Kunden. Klar, der unterschreibt den Auftrag.

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VRun pixelio.de

Alleine das Unterbrechen eines Projektes, aus welchen Gründen auch immer, ist eine recht teure Angelegenheit. Sei es, dass die „Beurteilung“ eines Zwischenberichtes abgewartet werden muss, sei es weil die „Aussichten“ für das übernächste Quartal (Astrologie ist sicher zuverlässiger) schlecht sind oder um 3% mehr Mittel (Gott soll abhüten) gebraucht werden. Na da wird eben unterbrochen. Klingt ganz einfach – klar.

Mir ist das Zitat der Untersuchung entfallen, aber ich kann das persönlich (in etwa) bestätigen: pro Woche Unterbrechung braucht es 2 Tage Einarbeitung um wieder auf den Stand des Wissens zu kommen. Das ist jedoch bei Weitem nicht Alles: Faktum ist, dass – wenn das Projekt wieder läuft – mindestens das Doppelte an Zeit für „wie war das doch gleich“ benötigt wird. Jetzt haben wir noch nicht vom „Verstauen“ von aufgebauten Experimenten etc. gesprochen.

Das gescheiteste Argument das das geschilderte Problem nicht existent ist … da fehlt es an einer guten Dokumentation. Spitze – da fällt mir eine amerikanische Studie von IBM ein: eine Seite (!) Manual für den Kunden (!) kostet im Durchschnitt 6000US$. Eine interne Doku auf Verdacht zu produzieren ist da in der Gegend von fahrlässig anzusiedeln. Klar, eine interne Stichwortliste und eine Liste was hat funktioniert und was nicht … etc. ist Stand der Technik – aber nach 3 Monaten Unterbrechung muss den Konvolut auch jemand lesen – oder schreiben wir interne Dokumentationen nach Gewicht, um zu imponieren … bei Leuten die das sowieso nie aufschlagen.

Übrigens habe ich noch nie (und ich kenne viele Firmen) davon gehört, dass – wenn der Mitbewerb schneller war – sich die Befürworter der Zwangspause irgendwie zu Wort melden.

Ich weiß Ihrer Firma kommt das nicht vor – aber wehren Sie den Anfängen

Viel Erfolg

G. Schaffar

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Ehrliches Fragen hilft

13. Juli 2014

Eine Kolumne aus dem Karriere-Sandard vom 5.7.2014

KARIN BAUER

Hitlisten und ShitlistenKarinBauer#100

Umbau und Weiterentwicklung -die Agenda haben alle Firmen. Mehr oder weniger erschöpfte Teams, die sich ans dauernde „Changen“ gewöhnt haben und zwecks Joberhaltes gar
nichts mehr sagen, auch. Bogenweise Mitarbeiterbefragungen bringen da schon lange nicht mehr die Hebel zum Vorschein, an denen Führung ansetzen kann.
Der Abstand wird noch größer. Die Information für das Management über den tatsächlichen Zustand der Organisation wird noch geringer. Ohne Wissen über die Hitlisten (was klappt gut) und die Shitlisten (worunter leiden die Leute) lässt sich aber gar nichts weiterentwickeln. Und: Die Leute haben meist ein sehr klares Bild, welche Art von Führung sie möchten. Naivität, die Mitarbeiter würden schwierige Rahmenbedingungen mit dem Wunsch nach besserer Führung verwechseln, sollte man da nicht unterstellen. Lieber fragen: „Wie einfach machen wir es euch, gute Arbeit zu leisten?“ Und: „Was sollten wir aufhören zu tun, weil es eure Arbeit schwerer macht?“ In den Antworten liegen die Hebel für eine Weiterentwicklung von Führung.


Man fragt sich, warum das fast nie gemacht wird? Es ist die manifeste Unsicherheit und verzweifelte Suche nach Halt der Führung?

Diese einfache Massnahme hilft jeder Abteilung, vor allem der Forschung und Entwicklung.

Geben Sie diesen kleinen Artikel von Karin Bauer doch einmal versuchsweise Ihrem Chef auf den Tisch … trauen Sie sich? Sie trauen sich nicht … tja, da würde ich die Firma wechseln.

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

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Outcome-Driven Innovation

15. April 2013

In meinem Artikel „Wie viele Innovationen scheitern?“ vom 25. März 2013 habe ich die Methode von Strategyn erwähnt. Ich habe Herrn Mag. Martin Pattera von Strategy um einen Kommentar ersucht, hier seine Ausführungen.

Zitat:

Die patentierte Outcome-Driven Innovation® (ODI) Methode ermöglicht es, ausgehend von einer genauen Analyse der tatsächlichen Kundenbedürfnisse Produkte und Services mit einer außergewöhnlich hohen Erfolgswahrscheinlichkeit zu entwickeln. Sie basiert auf der Jobs-to-be-done Denkweise, die davon ausgeht, dass Kunden Produkte nutzen, um damit bestimmte Aufgaben (= Jobs) zu erledigen. Erst die Kenntnis der Aufgaben ermöglicht es, Kundenbedürfnisse tiefgehend und unabhängig von den derzeit verwendeten Lösungen zu verstehen und das eigene Leistungsangebot darauf abzustimmen.Mag. Martin Pattera

Der erste Schritt der ODI Methode ist die Definition des Marktes aus Kundensicht. Gemäß Outcome-Driven Innovation® (ODI) ist  ein Markt eine Gruppe von Personen, die die gleiche Aufgabe („Job“) erledigen wollen. Kunden ziehen bestimmte Bewertungskriterien („Outcomes“) heran, um zu beurteilen, wie gut ein Produkt eine Aufgabe erfüllt. Mit Hilfe einer Tiefeninterview-Technik werden die Jobs und Outcomes ermittelt und anhand einer „Job Map“ strukturiert. Das größte Innovationspotenzial liegt dort, wo besonders wichtige Kundenbedürfnisse besonders unzureichend erfüllt werden. Dazu werden die ermittelten Jobs und Outcomes in einer großzahligen Studie von Kunden bewertet. Der Opportunity Algorithmus errechnet daraus die Kundenbedürfnisse mit dem größten Wertsteigerungspotenzial. Die bewerteten Outcomes werden anhand der Opportunity Landscape grafisch dargestellt.  Es ist klar ersichtlich, wo nachhaltige Innovationen ansetzen müssen, und wo Einsparungspotenzial durch disruptive Innovationen vorhanden ist. Die Opportunity Landscape zeigt, welche Wachstumsstrategie ein Unternehmen verfolgen soll, um den Innovationserfolg zu maximieren. Der letzte Schritt der ODI Methode ist die Konzeptentwicklung. Hier wird die Kreativität der Mitarbeiter auf die Kundenbedürfnisse mit dem größten Nutzenpotenzial fokussiert. Das Ergebnis sind eindeutig beschriebene und bewertete Lösungskonzepte.

Mit dieser strukturierten Vorgehensweise und der Philosophie des Job-Based-Thinking hat Outcome-Driven Innovation® den Innovationsprozess revolutioniert. Innovation ist nicht länger eine Frage von glücklichen Zufällen, sondern eine steuerbare und vorhersehbare Disziplin. Das Ergebnis: mit über 86% Erfolgsquote sind Produkte, die mit Outcome-Driven Innovation® entwickelt wurden, etwa fünfmal so erfolgreich wie die Resultate traditioneller Innovationsprozesse.

Zitat Ende

Wenn Sie diese Methode interessant finden, sollten Sie ein wenig auf http://strategyn.com/blog/ surfen.

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

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mit dem Problem intim werden

29. Januar 2013

Man(n) muss sich auf ein Problem einlassen können – die Zeit dafür finden um mit dem Problem intim zu werden. Und Intimität heißt hier das Andere (das Problem) in seinen Details kennen zu lernen, sich daran erfreuen, von mancher Tiefe erschreckt sein. Das ist doch genauso in der Intimität zwischen zwei Menschen – oder es ist „nur“ eine (vielleicht heftige aber) flüchtige Beziehung.

Intim werden mit einem Problem, das „reif“ für eine Innovation ist, heißt dasselbe wie wenn man das Wort zwischenmenschlich verwendet. Zeit für einander haben, spielerisch miteinander umgehen, Spaß miteinander haben. OK, Sie können mit einem Problem nicht chinesisch bei Kerzenlicht Essen gehen – das gebe ich zu.

Gestern haben wir uns einen Krimi angesehen „Die andere Seite der Strasse“ – sehr empfehlenswert. Und schon wieder – auch in diesem Krimi – wenn man sich nicht ausführlich mit etwas beschäftigt, sich einlässt, kommt man zu völlig falschen Schlussfolgerungen.

Wenn Ihre Arbeitswirklichkeit das nicht zulässt – was dann? Nun, zum Ersten bin ich der Meinung, dass die Innovation des einzelnen Mitarbeiters sehr von dessen geistiger Beweglichkeit und von seinem Support für die Firma abhängt. Denn wenn er völlig und nur auf seinen Vorteil aus wäre würde er die 3000EUR zusammenkratzen und zuerst zu einem Patentanwalt gehen. Wenn man dem Mitarbeiter nur rigide und formal „wegen dem Firmennutzen“ kommt … ja dann ist es aus mit Innovation. Irgendwann hat man den Mitarbeiter umerzogen, umerzogen – so wie die Firma – nur den eigenen Vorteil (für den Aktionär?) zu sehen. Also wenn ihre Arbeitsumgebung in diese Richtung eskaliert, ja dann überlegt sich jeder, der in der Freizeit eine „Idee“ hat, ob er das in der Arbeit einbringen soll oder nicht. Also mein persönlicher Rat: versuchen Sie es mit Ihrer Arbeitsstelle und reden sie aber mit den Verantwortlichen vorher und weisen Sie einfach und menschlich auf die Asymmetrie und auf das moralische Problem hin. Sie werden ja sehen…

Weil ich an das Neujahrskonzert 2013 unter Welser-Möst zurückdenke, von dem ich (als Neujahrskonzert-Skeptiker) sehr, sehr angetan war, nun würde Welser-Möst mit einer Reportingpflicht die nach jeder Besprechung mit einem/den Philharmonikern einen Bericht in SAP eingeben muss, auch so gut wäre?

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

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Lob – Brav!

21. Januar 2013

Ich darf aus dem Standard vom 14.4.2012 zitieren:

PERSONAL MOVES von KARIN BAUER

Ein FlKarinBauer#100eiß-Sternchen

Was bei den Tafelklasslern sehr wirksam ist, funktio­niert auch spä­ter prächtig, bestätigt die Forschung zweier Soziologen von der State University New York: Kleine Sternchen im Heft sind Lob und An­sporn, noch schöner und mehr zu arbeiten. Michael Restivo und Arnout van Rijt verliehen Wikipedia-Benutzern Fleiß-Sternchen, worauf sich diese über Monate noch mehr ins Zeug legten. Die immaterielle Belohnung brachte errechnete 60 Prozent Produktivitätsplus der Sternchen-Träger.

Das Fleiß-Sternchen spornt an – aber nur bis zu einem ge­wissen Punkt: die Dynamik schlägt um, wenn Belobigte immer mehr Anerkennung er­fahren, während der Rest der Gemeinschaft unbeachtet bleibt. Die Unbeachteten zie­hen sich enttäuscht zurück.

Als wäre diese Lektion für Unternehmen nicht schon Allgemeingut -dennoch: Was wünschen sich Mitarbeiter in allen Umfragen? Anerkennung. Was wundert Firmen? Dass große Teile der Belegschaft innerlich gekün­digt haben, sich enttäuscht abgewandt haben. Natürlich nicht diejenigen, die dem Chef am nächsten stehen, die er/sie auch wahrnimmt. (Zitatende)

Was folgt daraus für unser Thema – die Innovation? Sagt niemand „Danke“ oder ist sogar das „Grüßen“ eingespart, so ist auch die Innovation eingespart – oder?

Fangen Sie selber an Menschen wahrzunehmen. Auch wenn Sie nicht der große Chef sind, es gibt durch Ihr Verhalten eine Veränderung in ihrer Umgebung – wirklich! Mitunter sagt dann auch der „Chef“ manchmal „Danke“. Ich würde ihn dann aber nicht darauf aufmerksam machen oder applaudieren.

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

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Schade um die Zeit

20. Oktober 2012

Erste Frage: Sagen, oder denken  Sie öfter „Schade um die Zeit“ oder  „die Jahre vergehen so schnell“?

Zweite Frage: welchen Stellenwert hat Ihre „Freizeit“?

  • Am schlechtesten sind Sie dran, wenn Sie die Zeit in der Firma als „persönliche Verschwendung“ empfinden und die Freizeit als Hoffnungsanker verwenden, also so von Wochenende zu Wochenende „hungern“ und dann das Firmenleben vergessen wollen.
  • Das Idealzustand: Menschen die eigentlich nicht wissen ob sie gerade Freizeit haben und ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen oder ob sie gerade arbeiten. So etwas nennt man (für Alle denen der erste Absatz näher ist) „erfüllende Beschäftigung“. Klar, auch wenn man so etwas „hat“ muss man manchmal ein Steuererklärung ausfüllen oder sich auf einer Pressekonferenz den blödesten aller blöden Fragen stellen.

Klar ist allerdings auch, dass Sie in einem Quälerei-Job nicht sehr viele Innovationen und schon gar keine radikalen Innovationen für die Firma entwickeln werden.

Der Unterschied ist nicht nur die artgerechte Arbeitnehmer-Haltung, der Unterschied ist auch die Effizienz.  Und genau das ist es, das die Berater die vom Einsparungswahn besessen sind, geflissentlich (sonst würden sie ihren Job in Frage stellen) übersehen. Wie schrieb ich im letzten Beitrag? „Holzhacken ist deshalb so beliebt, weil man bei dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht“ – jemanden Einsparen geht schnell und der vordergründige Erfolg ist in Ziffern am nächsten Ersten in der Monatsbilanz zu sehen. Was nach 2 Jahren aus der Abteilung, aus der Firma geworden ist, das interessiert den Berater nicht denn erstens hat er sein Honorar schon bekommen und zweitens ist jemand anderer schuld.

Ich gebe es zu, es ist nicht einfach für eine Firma dem allgemeinen Spar-Sinn zu trotzen. Aber Firmengründer und Manager sollten ja mutige Entscheidungen treffen – oder? Klar, wenn Ihnen eine Bank im Genick sitzt ist das überhaupt nicht lustig.

Ziel ist es doch, dass jeder Mitarbeiter innovativ ist – oder habe ich da eine Sonntagsrede zu ernst genommen? Dazu muss man aber den Mitarbeiter zu Wort kommen lassen – siehe artgerechte Mitarbeiter-Haltung.

Innovativ kann man nicht sein, wenn man nicht wahrgenommen wird – wahr genommen – die zwei Worte sind fast schon Programm. Programm für die wirklich guten Firmen.

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

PS.: persönliche Möglichkeiten dazu im nächsten Beitrag und in meinem Buch … endlich für Ende November angekündigt!

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Problemlösung via Computertechnik?

28. Juli 2012

Das klingt doch sehr attraktiv – man holt sich ein Computerprogramm und das Programm macht die Erfindung oder löst das Problem. Ist doch toll! In der Folge möchte ich meinen Wissenstand und meine diesbezüglichen Erfahrungen zum Besten geben:
Ausgangspunkt ist für mich immer eine Aufgabenstellung für die ich eine Lösung wußte. Ich ging immer in die Gespräche oder Seminare mit der Aufgabenstellung sagte aber niemals wie es geht.

Das Computerprogramm

Mir wurde die InventionMachine vorgestellt: Eine umfagreiche Toolbox mit Patentdaten, mit Verknüpfungen zu Planung, Produktion und Wirtschaftlichkeit. Die Präsentation war echt beeindruckend, die Beispiele verblüffend und die Rethorik echt gut. Nach der Vorstellung des (vermeintlichen) Problems ging es ans Eingemachte, alleine die programmgerechte Formulierung der Problemstellung erforderte eigentlich (gemessen am vorher Versprochenem) eine sehr lange Zeit. Inzwischen scharten sich andere Teilnehmer der Veranstalung um uns. Der Experte wirkte etwas unglücklich und tendierte zur Vertagung um die Angelegenheit in Ruhe fortzuführen. Wir haben aber auf das Einlösen der vollmundigen Versprechungen bestanden. Das Experiment dauerte, wenn ich mich recht erinnere, eine Stunde über die Seminarzeit hinaus bis unser Experte aufgab. Nach Bekanntgabe der recht einfachen Lösung war die einzige Antwort: „na das ist ja noch nicht patentiert worden, dann kann das System ja keine Lösung finden“.

Die Denkrichtung

Das Problem muss nur anders formuliert werden, man muss anders denken, in Tabellen nachschlagen und „sofort“ finden Sie die richtige Lösungsrichtung. Auf dem TRIZ („Theorie des erfinderischen Problemlösens“) Seminar hat man also mit „Lösungsrichtung“ den Mund nicht ganz so voll genommen. Der  Seminarleiter reduziert mein Beispielproblem zur Lösungsrichtung (Innovatives Grundprinzip) „Das Prinzip der Dynamisierung“. OK, das löst mein Problem – toll. Äh, wie ist das jetzt praktisch zu verwerten? Die Antwort (nach einem tiefen Blick in seine Unterlagen): „Die Kennwerte des Objektes müssen sich so verändern, dass sie in jeder Arbeitsetappe optimal sind“. So einen direkten und überzeugenden Hinweis hatte ich nicht erwartet. Dagegen sind die Verse des Nostradamus ja ein klarer Lexikoneintrag.

Simulation & Optimierung

Nun ein Hinweis auf einen funktionierenden Weg: Wenn man schon ein kleines Rechenprogramm zur Nachbildung eines realen Objektes oder wirklicher Möglichkeiten hat (!) dann sollte man ein Optimierungsprogramm darüber laufen lassen.

Also, Sie wollen Beispielsweise etwas reales verändern, aber da gibt es viele Einflussparameter. Jetzt kann man herumprobieren bis man die optimale (was immer das in Ihrem Fall nun ist) Lösung gefunden hat. Mein Rat zur Innovation: probieren Sie nicht selber herum sondern lassen Sie das ein Optimierungsprogramm tun (z.B. Simplex Algorithmus). Der Effekt ist oft verblüffend, verblüffend in zweierlei Hinsicht:

  1. findet das Optimierungsprogramm alle Fehler in Ihrem Simulationsprogramm und
  2. der Optimierungsprogramm findet oft sehr originelle, echte Lösungen.

Klar ist allerdings, das macht Aufwand, aber der Nutzen (1.) ist es schon wert.

Versuchen Sie es

Gottfried Schaffar

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Technische Wege zur Innovation: Simulation und Optimierung

28. Februar 2010

Nein, jetzt kommen keine Datenbanken mit Ideen …. hier kommt Technik pur:

Simulation

Da ist ein Problem und wenn es ein halbwegs übersichtliche ist kann man es simulieren. Simulieren meint hier eine mathematisch, physikalische Abbildung im Computer eines technischen Objekts. Nun kann man einfach neue Konstruktionen, neue Betriebsbedingungen etc ausprobieren ohne die Dinger zu bauen und kaputt zu machen. Das klingst sehr preiswert, ist es aber nicht so wirklich. Da gibt es einige Probleme

  • Wo fängt die Simulation an, wo hört die Simulation auf? Also bei der Simulation eines Schalters wird man wohl die Festigkeit des Kunststoffes berücksichtigen müssen, den Luftdruck wahrscheinlich nicht. Aber so einfach wie in diesem Beispiel ist die Wirklichkeit nicht: Geht es auch um Wärme, so ist die Frage ob die Einbaubedingungen eines Schalters berücksichtigt werden müssen oder nicht. Also ist der Schalter im Gipskarton versteckt oder in der Natursteinmauer?
  • So einfach ist die Wirklichkeit nicht und für vieles gibt es zwar Rechenvorschriften aber die Realität hält sich nicht so daran. Hier ist zum Beispiel der Bruch eines Materials zu erwähnen – das ist einfach nicht so einfach und überhaupt nicht sehr erfolgreich erforscht.
  • Die Mathematik ist manchmal sehr lästig und damit die Lösungsverfahren schon überhaupt. Denken wir uns ein Aufzugseil bei der Aufwärtsfahrt:  Schwingungsgleichung, der zweite Auflagerpunkt ändert sich dauernd, durch die Aufwärtsfahrt werden im Seil Schwingungen angeregt….

Optimierung

Ist man einmal erfolgreich in der Erstellung einer Simulation kann man diese zur Optimierung einer Zielfunktion verwenden: ein Praxisfernes Ziel (für die Elektroindustrie) wäre eine lange Lebensdauer 🙂 Jetzt stellt sich die Frage „Was bewirkt eine lange Lebensdauer?“ – da ist der Experte gefragt aber zu vermuten ist, dass die Eigenschaften

  • Materialabtrag durch den Lichtbogen,
  • Federstärke,
  • Belastung der bewegten Teile und vielleicht die
  • Feuchtigkeit eine Rolle spielen.

Wir haben also im Normalfall keine einzige Eigenschaft die möglichst groß oder möglichst klein sein soll sondern ein ganzes Bündel. Nun kann man aber nur nach einer Eigenschaft ein Optimum suchen. Das erinnert stark an die Frage „Was ist besser ein 6 Liter Mercedes oder ein Toyota Prius?“. Klar da ist keine einfache Antwort möglich, das kommt auf die Randbedingungen wie Statusbedürfnis oder Umweltbewusstsein an. Mathematisch ausgedrückt: man kann nur im eindimensionalen Positionen ordnen – also größer und kleiner – Aussagen treffen.

Praktisch wird man aus den offenen Eigenschaften einen Mix bilden der einen Wert ergibt der dann optimiert werden kann.

Nun könnte man prinzipiell alle Parameter (Abmessungen, Materialauswahl, Federstärken, Belastungen, Temperaturen,…) so lange verändern bis die Zielfunktion möglichst groß oder klein ist. Das sind aber ein paar hundert, alleine die Konstruktionsmerkmale… Mathematisch bewegen wir uns daher im, sagen wir 500 dimensionalen Raum, und suchen einen möglichst hohen Gipfel. Klar das können nur ausgeklügelte numerische Mathematik Programme, die Anschauung hört ja schon im 4 dimensionalen Raum auf.

Das tolle ist aber, nimmt man den Weg auf sich, man kann „auf Knopfdruck“ ein besseres Produkt erstellen. Ist doch geil – oder? Ein Nebeneffekt ergibt sich aus der Praxis: das Optimierungsprogramm findet jeden Programmierfehler im Simulationsprogramm. Es sucht nämlich wirklich alle Möglichkeiten ab um das Ziel möglichst gut zu erreichen.