Posts Tagged ‘Organisation’

h1

„…nur wenn ich vollkommen sicher bin…“

7. Januar 2016

Neulich stand ich neben zwei Angestellten und (musste) deren Gespräch mitverfolgen: Es ging um Rahmenvorschriften, Qualitätshandbücher und juristische Vorgaben und gipfelte in der Aussage „… ich rühre einen Finger nur noch wenn ich vollkommen sicher bin“.

(c) by_Rainer Sturm pixelio.de

(c) by_Rainer Sturm pixelio.de

Kommt Ihnen das bekannt vor? Die Arbeitswelt ist eingemauert in Vorschriften und Prozesse. Jedes noch so einfache (mit im Prozesshandbuch festgelegte) Problem kann nicht mehr mit Menschenverstand kurzfristig gelöst werden sondern benötigt als mindeste Reaktion ein Telefonat um ein OK (mitgeschnitten – um zu überleben). In komplexeren Fällen geht die Frage über die Rechtsabteilung und die Direktion – denen das Problem erst einmal erklärt werden muss und die (in der Mehrzahl) unwillig sind das es etwas außerhalb des Prozesshandbuches geben kann. Na, der Kunde ist schon lange verdunstet, bis das erledigt ist. Oder?

Wie passiert in so einem Umfeld Innovation? Als beamteter Prozess, behübscht mit neuen Buzzwords?

Woran liegt das? Haben Sie einen Freiraum, ein Portfolio um etwas anstehendes zu lösen? Es widerstrebt mit das Wort „früher“ an prominenter Stelle zu verwenden, aber (pardon) früher hatte der Abteilungsleiter ein Portfolio von vielleicht 50 oder 100 Tausend Euro die er kurzfristig einsetzen konnte. Was soll nun die Bewilligung  der Anschaffung von 55EUR, die 7 (oder mehr) Unterschriften haben muss?

Wo sind die Managementberater die den Kostenfaktor solch einer überbordenden Komplexität thematisieren? Aber an Komplexität kann man als Berater gut verdienen und Komplexität mit Komplexität zu bekämpfen ist eine Gelddruckmaschine.

Können Sie das Thema „Kosten der Komplexität“ in Ihrer Firma fair thematisieren? Gratulation und…

…weiterhin viel Erfolg 2016

Gottfried Schaffar

h1

Wirklichkeit – Information – Innovation

19. Juli 2015

In der Zeitung Der Standard (http://derstandard.at/) vom 11.7.2015 war eine sehr wahre Kolumne „Personal Moves“, es geht zwar hier um die Kommunikationswirklichkeit … aber lesen Sie selber:

Der Standard, Karin Bauer, PersonalMoves#150711

Der Standard, Karin Bauer, PersonalMoves#150711

Das ist in jeder Hinsicht bedenkenswert – Menschen nehmen die Wirklichkeit wahr (wahr!) in der sie denken:

  • Controller in Leitungspositionen die sich nur für Zahlen interessieren und nicht für das Produkt der „eigenen“ Firma. Ist etwas eine „wichtige“ Zahl dann erst wird es wahrgenommen.
  • Mit wem wird gesprochen? Die Direktoren meist mit externen Beratern die vorwiegend auf ihr eigenes Honorar schielen. Und wenn intern gesprochen wird … dann nur mit der Hierarchie unmittelbar darunter … und die sind in ihrem Aufsteigen vom „Bewundern“ des Chefs abhängig. Wenn das der objektive Blick ist ….
  • Es gibt ja eine Untersuchung, dass die Belegschaft 7 Monate vor der Direktion weiß, wenn ein Projekt in den Abgrund führt … der Überbringer der schlechten Nachricht wird aber bestenfalls ignoriert. Da ist kein Informationsfluss erwünscht… unbegreiflich…. oder geht es nur ums recht-haben?
  • Faszinierend für mich ist der Wissensstand der einfachen Arbeiter und Angestellten. Die wissen genau wenn Unfug von oben angeordnet wird. Die können auch sehr gut sehen ob ein „Chef“ etwas weiter bringt – unabhängig vom eigenen Vorteil
  • Ja wie soll der „Chef“ die Meinung einholen? Ins Gesicht wird ihm keiner das sagen, was der Angesprochene denkt. „Anonyme“ Intranet-Umfragen sind lachhaft durchsichtig und eine Zettelumfrage macht der Direktion Arbeit …. pfui. Außerdem würde da einer eventuell seine wirkliche Meinung schreiben – na das wird sowieso weggeworfen, weil es kein „konstruktive“ Kritik ist.

Soweit meine Gedanken, doch was heißt das für Innovationen:

  1. Innovationen sind wichtiger als das beliebte Umstrukturierungsspiel oder das ändern des Logos (ein Zeichen dass der Direktion fad ist …)
  2. Die Guideline was denn nun innoviert werden soll wächst meist nicht in den Direktionen. Umfragen in Direktionsniveau, so teuer sie sein mögen, geben nur dieses Biotop wieder. Und dieses Biotop lebt davon das Alles, aber auch Alles ein toller Erfolg ist (und wenn man Ereignisse auch umfärben muss)
  3. Eine Informationsquelle die gratis zur Verfügung steht sind die eigenen Angestellten – aber das ist mit Mühe verbunden und man muss den eigenen Leuten nicht nur auf Augenhöhe begegnen, sondern auch ein Klima des Vertrauen schaffen. Das ist mit drei SAP-Befehlen schwer hinzubekommen. Klar sehen muss man allerdings auch, dass Angestellte auch die Kunst der Intrige beherrschen.

Zusammenfassung: nutzen wir das Wissen der eigenen Angestellten in einem Vertrauensverhältnis, da ist viel mehr zu holen als beim Ein- und Ausgliederungsspiel.

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

h1

Innovation und Riskmanagement

9. Mai 2015

Riskmanagement ist wichtig… wäre wichtig bei den Banken gewesen – aber das ist ein anderes Thema. Riskmanager ziehen bei den Firmen ein. Ja klar, jeder will wichtig sein und das Risiko sollte in der Geschäftswelt im Rahmen bleiben. Wenn Organisationen Unsummen auf ein Projekt setzen ist das mehr als ungesund – wobei in solchen Fällen wahrscheinlich auch ein redegewandter Rismanager auch nichts ausrichten würde.

Bei Innovationen haben wir es doch mit einigen Faktoren zu tun:

(c) by_S. Hofschlaeger_pixelio.de

(c) by_S. Hofschlaeger_pixelio.de

  1. der Zukunft – ein unsicherer Zeitgenosse
  2. wenn es einfach wäre, hätte es schon der Mitbewerber „gemacht“
  3. geht das überhaupt?
  4. wie viel wird es kosten?
  5. kann man es verkaufen?
  6. wie viel werden wir verdienen?

Eine ziemliche Liste an risikoreichen Beurteilungen. Der Riskmanager hat seine Mathematik gut gelernt: nehmen wir an, dass jeder dieser sechs Punkte zu 80% für die Firma positiv zu bewerten ist. Wobei 80% positiv ein traumhaft guter Wert ist. OK, rechnen wir:

die Wahrscheinlichkeit nach der Spieltheorie dass das Projekt „gut“ ausgeht ist also

0,8*0,8*0,8*0,8*0,8*0,8=0,262144 … Kinder das ist ja nur 1/4 … Projekt wird nicht gemacht – Ende der Diskussion. Oder?

Also nur mehr Entwicklungsprojekte die

  • nichts kosten,
  • bei denen die Kosten bis zur Markteinführung bekannt sind,
  • der Gewinn riesig ist und
  • Alle müssen dafür sein (damit niemand schuld ist).

Ist es das genannte Vorgehen, dass uns gegenüber dem Chinesischen Mitbewerber so unbändig viel Vorsprung ermöglicht?

Ich denke, dass es so nicht geht und das Gesamtrisiko des oben stehenden Zahlenbeispiel nicht 26% ist da die einzelnen Parameter nicht unabhängig voneinander sind. Also wieder nur der alte Eigentümer der sagt „machen wir – daran glaube ich“?

Voraussagen sind unsicher, besonders wenn sie die Zukunft betreffen – Nils Bohr

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

h1

Es geht auch anders

14. März 2015

(Nein, das wird keine Werbung für einen Mobil-Provider) Führung durch den Betrieb eines großen Konzerns: der Chef führt. Als erstes fallen uns die mehr als freundlichen Aufenthaltsräume und die Kaffeeautomaten einer echt guten Firma (Attest meiner Frau und Kaffeekennerin) auf. Das nächste Erstaunen – es ist per Du mit den Arbeitern und er kennt sich in den Hallen aus … das ist nicht selbstverständlich – glauben Sie mir. Dann frage ich etwas eher kompliziertes (klar, Messverfahren) und was passiert? Der Herr Boss sagt glatt zu uns „keine Ahnung, das muss ich fragen“ – so etwas ist ganz selten. Toller Mann denke ich, aber damit nicht genug: er geht zum Arbeiter, nimmt ihn mit der Rechten Hand um den Oberkörper und sagt: „kannst Du bitte das erklären, ich weiß es nicht“. Jetzt ist es aber an der Zeit diesen Herrn zu prämieren. In so einem Klima laufen auch die kontinuierlichen Verbesserungsvorschläge ohne Probleme, Formulare, Passwörter und Zertifikate an die Abteilungen. Einfach toll!

69874_web_R_K_B_by_Carola Langer_pixelio.de

(c) Carola Langer pixelio.de

Anderes Szenario: Der frische Universitätsabsolvent geht zum Facharbeiter und meint „schau Dir die Zeichnung an – kann das funktionieren?“ und in der Folge „… kannst Du mir das machen?“. Nach einigen Stunden kann er das Teil ausprobieren und mit der nächsten Verbesserung wieder kommen. Klar, das hat er zuerst mit dem Werkmeister abgesprochen, aber auch ohne Formulare und ohne die Geschäftsleitung wegen jedem Ankauf einer Schraube zu beschäftigen. Und die so erfolgte Entwicklung ist ein großer Erfolg geworden. Ist es nicht selbstverständlich, dass der junge Ingenieur die Idee mit dem Abteilungsleiter besprochen hat? Ist es nicht selbstverständlich, dass  der Abteilungsleiter über Kosten, Absatzchancen und Entwicklungszeit nachgedacht hat? Alleine schon einen Facharbeiter an einer Maschine zu finden wird langsam schwierig. Alle Bestrebungen gehen dahin „Schimpansen“ zu beschäftigen um Geld zu sparen.

Ich gebe zu – das kann manchmal schief gehen, aber sind nicht die Gremialentschlüsse (wer traut sich üblicherweise etwas massives gegen die GF-Meinung zu sagen?) genauso keine Garantie für den Erfolg. Im obigen Fall muss sich der Abteilungsleiter verantworten, ist ein Prozess „aufgesetzt“ ist keiner, und sicher nicht die GF schuld.

Hat schon jemand den Zusatzaufwand der ganzen Prozess-Spielerei nachgerechnet? Äh, irre ich mich oder hatte ich neulich in einem Fachartikel etwas von „einfachen Lösungen sind so notwendig“ gelesen? Na da wäre etwas einfaches!

Viel einfachen Erfolg

Gottfried Schaffar

h1

Das teure Sparen – wir unterbrechen das „Projekt“

9. November 2014

Ja von der Theorie her sind Lösungen wunderschön, werden in vielen gescheiten Büchern abgeschrieben und wieder zitiert, Varianten entwickelt und darüber Vorträge gehalten. Im Auditorium sitzen nur selten die Leute, die es betrifft. Und die Leute die es betrifft, sind ob der hunderten Umstrukturierung apathisch und sind froh einen Job zu haben. Klar die gescheiten Leute, die Lösungen aus der Direktionssicht beurteilen haben auch keine Zeit (oder keine Lust) sich mit dem arbeitenden Mitarbeitern zu unterhalten.

Die Beraterelite (ich hatte mich gerader vertippt, meine Finger produzierten „Shit“ – nanu) sieht (nun richtig getippt) die Direktion als Kunde und löst das Problem des Kunden. Klar, der unterschreibt den Auftrag.

429113_web_R_K_by_VRun_pixelio.de

VRun pixelio.de

Alleine das Unterbrechen eines Projektes, aus welchen Gründen auch immer, ist eine recht teure Angelegenheit. Sei es, dass die „Beurteilung“ eines Zwischenberichtes abgewartet werden muss, sei es weil die „Aussichten“ für das übernächste Quartal (Astrologie ist sicher zuverlässiger) schlecht sind oder um 3% mehr Mittel (Gott soll abhüten) gebraucht werden. Na da wird eben unterbrochen. Klingt ganz einfach – klar.

Mir ist das Zitat der Untersuchung entfallen, aber ich kann das persönlich (in etwa) bestätigen: pro Woche Unterbrechung braucht es 2 Tage Einarbeitung um wieder auf den Stand des Wissens zu kommen. Das ist jedoch bei Weitem nicht Alles: Faktum ist, dass – wenn das Projekt wieder läuft – mindestens das Doppelte an Zeit für „wie war das doch gleich“ benötigt wird. Jetzt haben wir noch nicht vom „Verstauen“ von aufgebauten Experimenten etc. gesprochen.

Das gescheiteste Argument das das geschilderte Problem nicht existent ist … da fehlt es an einer guten Dokumentation. Spitze – da fällt mir eine amerikanische Studie von IBM ein: eine Seite (!) Manual für den Kunden (!) kostet im Durchschnitt 6000US$. Eine interne Doku auf Verdacht zu produzieren ist da in der Gegend von fahrlässig anzusiedeln. Klar, eine interne Stichwortliste und eine Liste was hat funktioniert und was nicht … etc. ist Stand der Technik – aber nach 3 Monaten Unterbrechung muss den Konvolut auch jemand lesen – oder schreiben wir interne Dokumentationen nach Gewicht, um zu imponieren … bei Leuten die das sowieso nie aufschlagen.

Übrigens habe ich noch nie (und ich kenne viele Firmen) davon gehört, dass – wenn der Mitbewerb schneller war – sich die Befürworter der Zwangspause irgendwie zu Wort melden.

Ich weiß Ihrer Firma kommt das nicht vor – aber wehren Sie den Anfängen

Viel Erfolg

G. Schaffar

h1

Wunschurlaub – gratis – so?

29. Juli 2014
13379_web_R_K_by_Markus Hein_pixelio.de

Markus Hein pixelio.de

Darf ich Sie zu einem Gedankenexperiment einladen? Stellen Sie sich vor Sie werden von einem Ehepaar eingeladen gratis mit dem Paar auf Urlaub zu Ihrer Wunschdestination zu fahren – echt gratis – keine Werbefahrt!

Der Haken stellt sich aber bald heraus: Er ist Psychopath und setzt Alles und Jedes durch, möchte Alle und Alles beherrschen und ist immer der Schönste und Beste. Sie ist allerdings völlig Angstzerfressen, verlangt von Ihnen alles schriftlich und bei jedem vorgeschlagenen Ausflug braucht es einen Gutachter einer Security -Firma der einen Bericht zur Sicherheitslage und eine Risikoabschätzung – natürlich schriftlich – abliefern muss. Zur Sicherheit wird natürlich auch ein Zweitgutachten eingeholt und zusätzlich ein Zuverlässigkeitsgutachten über die Securityfirmen. Dasselbe natürlich auch beim Strandbesuch über die derzeitige Quallen und Haifischlage.

Ich denke Sie würden auf den Urlaub (mehr oder weniger dankend) verzichten – oder?

Machen wir einen Gedankensprung…?

…zur Persönlichkeit einer Firma

Firmen haben eine Geschichte, Traditionen, Verhaltensweisen, Erscheinungsbilder, … usw. Blicken wir doch auf eine Firma und versuchen ein Persönlichkeitsbild zu erstellen. Klar ich übertreibe stark (?) … aber heute darf ich das:

  • Bevor etwas entschieden wird fragt man mindestens 10 Menschen
  • Man hält sich einen Astrologen (Umsatzvorhersage genannt – Treffsicherheit wie die Astrologie) um auf künftige Entwicklungen heute reagieren zu können
  • (fast) Grundsätzlich keine Kooperation mit anderen (Firmen)
  • will immer besser sein als die Anderen (Firmen)
  • Alle Verhaltensweisen sind schriftlich geregelt
  • Um nur ja nichts falsch zu machen wird alles aufgeschrieben (dokumentiert)
  • Wenn etwas schlecht geht werden sofort Berater bemüht
  • Kreativität muss in definierten Schritten geschehen
  • Wenn etwas gekauft oder verkauft wird müssen umfangreiche Dokumente unterschrieben werden
  • Für die Äußere Erscheinung (Layout, Fassade, Corporate Identity,…) wird mehr ausgegeben als für Gesundheit
  • Wie es Anderen geht ist völlig egal
  • Versucht immer Andere zu vernichten oder zumindest auszutricksen
  • Das Ziel, das über allem steht, ist die (illusionäre) Weltbeherrschung
  • Die Maxime ist das Anhäufen von Reichtum, ohne Rücksicht auf Gesundheit
  • Ein großer Prozentsatz der Energie geht in das Verbreiten der Meinung „ich bin super“ (Marketing)
519313_web_R_K_B_by_Rainer Sturm_pixelio.de

Rainer Sturm pixelio.de

Würden Sie mit so einem Menschen gerne befreundet sein? Bei Firmen finden wir das ganz normal?

Klar – es kommt immer auf die handelnden Menschen an, aber auch offensichtlich ist die Neigung zu solchem Verhalten bei Firmen im reinen Kapitalbesitz.

Kurz gesagt: Nein, Ihre Firma ist nicht gemeint – aber Sie kennen sicher so eine Firma und einig sind wir uns doch: in der oben beschriebenen Firma ist das Innovieren sicher mühselig – oder?

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

Ein gemeinsamer Artikel von Dr. Johannes Herzog
und Dr. Gottfried Schaffar

PS.: … und Sie verbringen mehr Zeit mit der Firma als mit Ihrem Partner…

 

h1

Ehrliches Fragen hilft

13. Juli 2014

Eine Kolumne aus dem Karriere-Sandard vom 5.7.2014

KARIN BAUER

Hitlisten und ShitlistenKarinBauer#100

Umbau und Weiterentwicklung -die Agenda haben alle Firmen. Mehr oder weniger erschöpfte Teams, die sich ans dauernde „Changen“ gewöhnt haben und zwecks Joberhaltes gar
nichts mehr sagen, auch. Bogenweise Mitarbeiterbefragungen bringen da schon lange nicht mehr die Hebel zum Vorschein, an denen Führung ansetzen kann.
Der Abstand wird noch größer. Die Information für das Management über den tatsächlichen Zustand der Organisation wird noch geringer. Ohne Wissen über die Hitlisten (was klappt gut) und die Shitlisten (worunter leiden die Leute) lässt sich aber gar nichts weiterentwickeln. Und: Die Leute haben meist ein sehr klares Bild, welche Art von Führung sie möchten. Naivität, die Mitarbeiter würden schwierige Rahmenbedingungen mit dem Wunsch nach besserer Führung verwechseln, sollte man da nicht unterstellen. Lieber fragen: „Wie einfach machen wir es euch, gute Arbeit zu leisten?“ Und: „Was sollten wir aufhören zu tun, weil es eure Arbeit schwerer macht?“ In den Antworten liegen die Hebel für eine Weiterentwicklung von Führung.


Man fragt sich, warum das fast nie gemacht wird? Es ist die manifeste Unsicherheit und verzweifelte Suche nach Halt der Führung?

Diese einfache Massnahme hilft jeder Abteilung, vor allem der Forschung und Entwicklung.

Geben Sie diesen kleinen Artikel von Karin Bauer doch einmal versuchsweise Ihrem Chef auf den Tisch … trauen Sie sich? Sie trauen sich nicht … tja, da würde ich die Firma wechseln.

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

h1

geheime Gründe warum Innovationen fehlen

29. März 2014

Ein Freund kommt zu Ihnen und erklärt ihnen kenntnisreich warum Sie Ihre Ernährung vegan umstellen sollten und welche guten Gründe es da gibt – nehmen wir einmal an. Was passiert dann? Sie surfen im Internet und suchen und finden 293+ Sites die das für Blödsinn halten. Super – ich brauche mich nicht zu ändern! Sie wollten eigentlich nur Ihr Rheuma wegbringen aber die unangenehmen Tabletten loswerden. Nein – ein Tee ist zu kompliziert. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Das ist in einer Firma ganz genauso. Sie fordern mit Ihrer Innovation ja auch eine Änderung – oder? Aber bequem muss es sein? Auf österreichisch heißt das „möchten tun ma schon, aber tun tu ma nicht“. Wenn es nicht so ist, ist die Diagnose „großer Leidensdruck“ und Leidensdruck ist im Grunde nicht gut für Innovationen da er im Schlepptau den Zeitdruck und den finanziellen Druck mitbringt. Und in der Situation „Druck“ ist es zu spät für grundsätzliche Innovationen.

Fotolia_41597621_L

Fotolia – Mopic

Dazu kommt noch etwas Wichtiges: Sie werden befördert – Gratulation! Aber sicher nicht, weil Sie Ihren Vorgesetzten mit der Einstellung „ich stelle Alles in Frage“ und mit „nein, da habe ich eine andere Meinung“ aufgefallen sind (auf die Nerven gefallen sind). Das fängt meist schon in der Familie an „dauerndes Fragen“ provoziert manchmal keine „erklärenden Antworten“. Ist das in der Schule anders (außer in Sonntagsreden von so genannten Bildungspolitikern“?) – nein Fragen machen Arbeit, der Vortragende muss nachdenken (autsch), wird aus dem Konzept gebracht.  Oder haben Sie in einer Schularbeit, in der Sie eine ganz andere Meinung als der Lehrer vertraten, je eine gute Note bekommen? Aber das wäre z.B. in Deutsch durchaus möglich, eine andere Meinung zu einem Theaterstück zu haben. Glauben Sie mir, auf der Universität ist das genauso: „in Frage stellen – eigene Meinung haben und äußern – grundsätzlich andere Denkansätze vertreten“ ist unbequem – aber immerhin man darf bei den abschließenden Arbeiten kleine Verbesserungen zum anerkannten Kanon der Lehrmeinung äußern – aber nur wenn er in das Gedankenbild des Betreuers passt. Dem kann man nie mit Fakten begegnen – da kann ich viele internationale Beispiele geben – denn da stehen Karrieren am Spiel. Und wehe Sie sind einer anderen Meinung wie ein Nobelpreisträger.

Neues zu denken ist die Forderung der Innovation, aber Menschen werden so ausgesiebt, dass die Streichelweichen, die keine Arbeit machen überbleiben. Grundsätzliche Fragen sollen vielleicht nicht gestellt werden? Grundsätzliche Fragen können anerkannte Methoden in Frage stellen wie Könnten wir uns vom Mitbewerb abheben durch

  • Verzicht auf geplante Obsoleszen?
  • einen fairen Umgang mit dem Kunden?
  • einen fairen Preis?
  • faire AGBs

das ist nachhaltige Innovation – aber gefährlich.

Eine Umfrage von uns unter mehr als 2000 in der Wirtschaft aktiven Mitgliedern eines Forums, das Ethik auf seinen Fahnen geheftet hat, ergab die Bitte um faire AGBs genau eine Antwort.

Innovatoren die grundsätzliche Neuerungen bringen sind nicht komisch und sonderbare Käuze – ich denke sie wurden von der Umgebung dazu gemacht.

Viel Erfolg – Alles kann man trainieren!

Gottfried Schaffar

PS.: Learn to live independent of the good opinion of others – Dr. Wayne W. Dyer;
Als er endlich in einer Position war, in der er sagen konnte was er sich dachte, dachte er nur mehr an seine Position. – Autor unbekannt

h1

Motivation und Eigenantrieb zur Innovation?

24. März 2014

Ich denke es ist jedem meiner Leser klar, ohne Motivation gibt es keine (sinnvolle) Innovation. Wenn wir nicht motiviert sind ist uns die Innovation für die Firma völlig egal (außer Sie sind der Innovationsmanager). In der Zeitung Der Standard vom 8.2.2014 gab es einen guten Artikel, der zeigt wie Motivation durch die übliche Kommunikationsstruktur in einer Firma umgebracht wird. Ich finde den Artikel sehr lesenswert, wiewohl der Interviewte Herr Geramanis eine etwas schwer verständliche Fachsprache spricht. Hier ein Auszug:

lichtkunst.73_pixelio

lichtkunst.73_pixelio

————————————–

STANDARD: Herr Geramanis, wo liegt der Irrtum der landläufigen Vorstellung von Motivation?

Geramanis: In der Tatsache, dass sie überwiegend die Qualität von „Sei-spontan-Paradoxien“ haben. Es sind „Double-Binds“. Der Begriff kommt aus der Familientherapie und bezeichnet Kommunikationsformen, die in einem Rahmen stattfinden, der durch enge Bindung und hohe Anspannung gekennzeichnet ist, weil über allem die Angst vor „Straferwartung“ schwebt. Infolgedessen ist das Ziel der Betroffenen die Vermeidung von Strafe. Das Fatale daran ist: Obwohl es wie eine Einladung zu Spontaneität und Freiwilligkeit aussieht, ahnt man unterschwellig einen unausgesprochenen Subtext. Die eigene Unüberlegtheit wäre dann das Falscheste, was man tun kann. Diesen Sachverhalt finden wir nicht nur innerhalb von Familien, sondern eins zu eins bei Motivationssprüchen in Organisationen.

STANDARD: Haben Sie Beispiele?

Geramanis: Der Organisationspsychologe Oswald Neuberger nennt fünf solcher Double-Binds, inklusive ihrer unausgesprochenen Warnungen: Du sollst kommunizieren – aber in bestimmten Momenten nicht! Man darf Fehler machen – aber sie schaden der Karriere! Du sollst im Team arbeiten – aber entlohnt wirst du individuell! Du sollst vertrauen und informieren – aber keine schlechten Nachrichten nach oben melden! Du sollst Konflikte austragen – aber nicht mit deinem Chef! Das Dilemma ist klar: Auf welche Seite der Botschaft man auch reagiert, man kann es nur falsch machen. Derartige Pseudomotivationen zielen auf wünschenswertes individuelles Verhalten ab, das alles andere als spontan sein kann, weil es vor allem in einem erwarteten Sinn richtig sein muss.

STANDARD: Der verkannte Irrtum in Sachen Motivation ist demzufolge?

Geramanis: Die Verwechselung von Double-Bind-Kommunikation mit Motivation. Führungskräfte versuchen, das Dilemma zwischen dem, was sie sagen, und dem, was sie meinen, unsichtbar zu machen und etablieren dadurch eine Vermeidungs- und Misstrauenskultur. Mit dieser paradoxen Kommunikation wird das genaue Gegenteil von dem eigentlich Bezweckten erreicht. Wird Mitarbeitermotivation mit Hochglanzparolen und Manipulation verwechselt, muss damit gerechnet werden, dass die so Angesprochenen ihrerseits mit Ambivalenz und Beliebigkeit reagieren.

————————————–

Ich denke, wenn man sich über diese Kommunikationsstruktur im Klaren ist, tut man sich leichter. Und um motiviert und innovativ zu sein brauchen wir Alle Leichtigkeit.

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

PS.: Der Orginalartikel auf http://derstandard.at/1389859617756/Den-Eigenantrieb-staerken-und-andere-motivieren

h1

Kontrolle und Innovation

23. Juni 2013

Neulich bei einer Konferenz zum Thema Qualitätskontrolle und Innovation wurde in „meiner“ Arbeitsgruppe diskutiert ob Kontrolle und Innovation nicht ein Widerspruch sei. Und vor allem ob Kontrolle nicht ein militärischer Aspekt ist.

Beides erscheint mir sehr überlegenswert. Innovation entsteht wo keine Kontrolle passiert. Oder hatten Sie schon einmal eine innovative Idee als Sie ihre Stundenliste ausfüllten, oder eine Stückliste kontrollierten? Wenn ich meine Zuhörer frage „wo und wann haben sie neue Ideen“ so kommt normalerweise: beim Duschen, im WC, beim spazieren gehen. Leute die am WC kontrolliert sind, haben meist Verstopfung – eine unsachliche Bemerkung? „Frau Müller, Sie haben 12 Minuten Zeit um einen neuen Vorschlag zum Thema X zu präsentieren … wir warten!“ ist sich nicht der Anfang einer Erfolgsstory.

Kontrolle kann dort einsetzen wo etwas bereits definiert ist – also außerhalb der Kreativität. Wenn wir nach NW marschieren kann ich das mit dem Kompass kontrollieren. Wenn ich im Garten planlos Spaß habe, kann ich das nicht kontrollieren.

Ich gebe zu, Kontrolle ist auch wichtig – ich kontrolliere beispielsweise eine Büchersendung auf Vollständigkeit. Aber wie das Beispiel zeigt ist Kontrolle das Gegenteil von Vertrauen. Ja, und zumindest beim Versicherungsvertrag hört mein Vertrauen in den Vertreter auf.

Das bedeutet aber, dass Firmen die ihre Mitarbeiter besonders heftig kontrollieren (Stechuhr, Excel Liste, SAP, Reporting,…) besonders misstrauisch sind! Warum sind sie das? Meine Antwort: weil sie implizit wissen, dass die Mitarbeiter nicht fair behandelt, nicht sinnstiftend beschäftigt werden oder schlicht nur da sind weil sie das Geld brauchen und den Firmenzweck nicht selbst verfolgen.

Kontrolle ist aber auch ein militärischer Aspekt. Viele Firmen verwenden militärische Ausdrücke in ihren Diskussionen: Märkte erobern, Gegner zurückdrängen, vernichten, aus dem Feld werfen, die Verkaufsfront… usw. Und wenn wir nachdenken, ist das Ziel Marktführerschaft oder besser Monopolist zu sein – also den Preis zu diktieren. Ist in den Köpfen so etwas wie ein Welt-Diktator im eigenen Marktsegment das Ziel? Spinnen wir das Extrembeispiel Cartoon angry army drill sergeant shoutingweiter – klar beim Militär gibt es auch Kreativität und Innovation im vorgegebenen Rahmen. Die Frage ist nur: wollen wir das, wir die wir der Firma dienen sollen und wir die das dann ja auch kaufen sollen?

Vielleicht geht der Gedanke zu weit, aber eine kontrollierte, militärische Struktur fördert sicher nicht die Innovation und schon gar nicht das Engagement. In einer Firma, in der die Mitarbeiter ihre Arbeit gerne machen und sich mit den Zielen identifizieren braucht man … ok … wenig Kontrolle und schon gar keine militärische Organisationsform.

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar