Posts Tagged ‘Sichtweise’

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„…nur wenn ich vollkommen sicher bin…“

7. Januar 2016

Neulich stand ich neben zwei Angestellten und (musste) deren Gespräch mitverfolgen: Es ging um Rahmenvorschriften, Qualitätshandbücher und juristische Vorgaben und gipfelte in der Aussage „… ich rühre einen Finger nur noch wenn ich vollkommen sicher bin“.

(c) by_Rainer Sturm pixelio.de

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Kommt Ihnen das bekannt vor? Die Arbeitswelt ist eingemauert in Vorschriften und Prozesse. Jedes noch so einfache (mit im Prozesshandbuch festgelegte) Problem kann nicht mehr mit Menschenverstand kurzfristig gelöst werden sondern benötigt als mindeste Reaktion ein Telefonat um ein OK (mitgeschnitten – um zu überleben). In komplexeren Fällen geht die Frage über die Rechtsabteilung und die Direktion – denen das Problem erst einmal erklärt werden muss und die (in der Mehrzahl) unwillig sind das es etwas außerhalb des Prozesshandbuches geben kann. Na, der Kunde ist schon lange verdunstet, bis das erledigt ist. Oder?

Wie passiert in so einem Umfeld Innovation? Als beamteter Prozess, behübscht mit neuen Buzzwords?

Woran liegt das? Haben Sie einen Freiraum, ein Portfolio um etwas anstehendes zu lösen? Es widerstrebt mit das Wort „früher“ an prominenter Stelle zu verwenden, aber (pardon) früher hatte der Abteilungsleiter ein Portfolio von vielleicht 50 oder 100 Tausend Euro die er kurzfristig einsetzen konnte. Was soll nun die Bewilligung  der Anschaffung von 55EUR, die 7 (oder mehr) Unterschriften haben muss?

Wo sind die Managementberater die den Kostenfaktor solch einer überbordenden Komplexität thematisieren? Aber an Komplexität kann man als Berater gut verdienen und Komplexität mit Komplexität zu bekämpfen ist eine Gelddruckmaschine.

Können Sie das Thema „Kosten der Komplexität“ in Ihrer Firma fair thematisieren? Gratulation und…

…weiterhin viel Erfolg 2016

Gottfried Schaffar

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Den Kern eines Problems finden

12. Oktober 2013

Ja wie findet man ihn, den Kern eines Problems? Für mich ist der Kern auch immer der Ort an dem mit relativ wenig Aufwand etwas erreicht werden kann. Sozusagen weit vorne in der Ursache Wirkungs- Kette. Ein sehr empfehlenswertes Werkzeug ist hier die Relevanzbaumanalyse. Das können Sie alleine oder in der Gruppe machen.

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Der Kern des Problems…
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Sie schreiben eine sehr klare „Definition“ des Problems auf. Aufschreiben ist wichtig, das ist ein Akt des Erwachsen Werdens eines Gedankens. Er steht dann für sich selbst.

OK, nun schreiben Sie die Eigenschaften, Entscheidungen, Umstände und alle Ursachen auf die zum Problem geführt haben. Tun Sie das aber hierarchisch, also ordnen Sie die vor gelagerten Ursachen in einer zeitlichen und/oder ursächlichen Kette. Wenn Sie die Kette(n) senkrecht anordnen – mit der Problemdefinition oben, dann ist es auch wertvoll eine waagrechte Struktur zu finden. Vielleicht eine Zeitliche oder Firmenhierarchische um nur zwei Beispiele zu nennen.

Nun können Sie untersuche was denn die entscheidenden Punkte sind die zum Problem geführt haben. Gut, das ist noch nicht die Lösung, aber von hier ist der Weg zur Lösung meist kurz.  Bitte fangen Sie aber nicht sofort mit der Lösungssuche an, auch über eine Relevanzbaumanalyse sollte man einmal schlafen.

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

PS.: inspiriert vom Buch „Kreativitäts Techniken“ von Evelyn Boos

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Eine andere Sichtweise

4. Februar 2013

Ich darf aus dem Augustin 334 zitieren: „Sie haben selbst beobachtet, dass jemand das Geld von Bettelnden einsammelt? Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse, sondern informieren Sie sich genau: Diejenigen, die am häufigsten das Geld von BettlerInnen einkassieren, sind PolizistInnen! Damit ihnen die Polizei das Geld nicht abnehmen kann, geben BettlerInnen innen ihr Geld an FreundInnen oder Verwandte. Bettelnde Menschen organisieren sich untereinander, damit sie leichter überleben können: Sie mieten gemeinsam Quartiere, reisen zusammen aus ihren Herkunftsorten an oder bleiben während des Bettelns beisammen, um sich zu schützen. Das ist eine Form der Selbstorganisation und keine ausbeuterische Mafia!“ (Zitatende)

Eine andere Sichtweise ist immer wertvoll, eine Bereicherung – ich muss mich ja nicht immer der „anderen“ Meinung anschließen. Andere Sichtweisen sind oft der wirkliche Schüssel zur Entwicklung einer Innovation. Das die „andere“ Sichtweise des Kunden ein wesentlicher Punkt ist dürfte sich ja schon ziemlich weit herumgesprochen haben. Aber sehen Sie das Problem einmal aus der Sicht

  • der Produktion
  • des Designs
  • des Managements (Sie müssen ja Ihre Idee „verkaufen“), aber auch aus der Sicht
  • der Haltbarkeit
  • der Festigkeit
  • der Physik
  • …usw., aber was unserer Erfahrung sehr effektiv ist aus Sichtweisen die Ihnen vielleicht künstlich oder aufgesetzt erscheinen – aus der Sicht
  • des Ladendiebes
  • eines Kabarettisten
  • eines Pensionisten
  • eines Politikers
  • eines Sängers
  • eines Astronauten

Ja und interviewen Sie – wenn möglich – so Jemanden wirklich!

Ich gebe zu, der zweite Teilbereich macht sehr viel mehr Spaß. Versuchen Sie es einfach mit Kollegen und lassen Sie die Tonaufzeichnung Ihres Mobiltelefons mitlaufen. Aber sagen Sie es den Kollegen auch das Sie aufnehmen. Ja, noch etwas: probieren Sie die Tonaufnahme aus – selten verwendete Features sind meist sehr schlampig programmiert – konsequent der 80 – 20 Regel. (Oder gehen Sie auch mit dieser Regel hausieren?)

Viel Spaß und viel Erfolg

Gottfried Schaffar

PS.: Tipp: Wenn Sie das noch nicht überzeugt, lesen Sie mehr auf der Seite der BettelLobbyWien, schauen Sie sich den Film «Natasha» von Ulli Gladik über eine bulgarische Bettlerin an oder bitten Sie bettelnde Menschen, Ihnen mehr über Ihre Lebensbedingungen und Erfahrungen in Wien zu erzählen. (der Teil PS. Ist ebenfalls ein Zitat aus dem Augustin 334)

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Das (neue) Buch und der schiefe Ziegel in der Mauer

8. Oktober 2012

Es ist mir ein wirkliches Bedürfnis, das was ich zum Thema „radikale Innovationen“ (schmerzhaft) gelernt habe, einfach zu erzählen. Hier das angekündigte Buch, allerdings im neuen (professionellen) „Gewand“. Am Freitag habe ich erstmals das Probeexemplar in Händen gehalten. Ich habe zwar schon fünf Bücher geschrieben (auch als Mitautor) aber dieses Buch ist mir etwas Besonderes: Es ist meine Meinung und mein Bedürfnis den Inhalt weiterzugeben.  Bei den anderen Buchprojekten standen andere Aspekte im Vordergrund: wissenschaftlich zu erscheinen, mir selber klar zu werden, Geld zu verdienen. Mit andern Worten, dieses ist mit „Herzblut“ geschrieben.

Ich kenne einfach beide Seiten: das gequälte Suchen nach Lösungen und das Finden, als ob es von selber geht – und genau das möchte ich in diesem Buch vermitteln. Normalerweise würde man(n) jetzt in einen Schwall aus Besonderheiten und Unvergleichlichkeiten ausbrechen. Faktum ist, dass ich das Buch praktisch in den (verlängerten) Weihnachtsferien „ausgeschwitzt“ habe. Das war zwar anstrengend und meine Frau war entsetzt, aber es hat Spaß gemacht. Die sechs Korrekturlesungen waren weniger witzig.

Ich möchte aber vermitteln was meine Lektorin mir als Nachteil des Buches vorgeworfen hat. Sie hat schlicht gemeint „Sie können schlecht Geschichten erzählen, wo jemand anderer 200 Seiten schreiben würde, geben sie die Information auf drei Seiten weiter“. Mit anderen Worten, es ist gefüllt mit kompakter Information und wenn Sie manchmal anderer Meinung sind – gratuliere! Sie nehmen Stellung.

Was ich aber nun zum Thema Innovation Grundsätzliches mitteilen möchte ist folgendes Erlebnis mit diesem Probeexemplar: Ich blättere und finde es echt schön und toll – doch da – was muss ich sehen – ein JPG Rand bei einer scharfen Bild Kante… und hier noch einer… Die Bemerkung meiner Frau „das ist kaum zu sehen, und 99,5% der anderen Abbildungen sind makellos.
Das erinnert mich an eine Geschichte von Ajahn Brahm (ein theoretischer Physiker der Buddhistischer Waldmönch wurde): Seine Gemeinschaft hatte einen Baugrund für ein Kloster gekauft und war über die Ohren verschuldet. Die Mönche mussten auf alten Türblättern ohne vier Wände schlafen und das Kloster sollte gebaut werden. Da war einfach kein Geld für Bauarbeiter. Die Mönche mussten das selber machen, langsam, mit Bedacht und Liebe, aber selber machen. Mönche haben ja Zeit und versuchen eine Mauer genau zu errichten. Nachdem Brahm aus etwa 1000 Ziegeln eine stattliche Mauer errichtet hatte, erstarrte er – drei Ziege waren schief eingemauert und der Mörtel schon hart. Auch der Abt war (natürlich) gegen ein Abreißen. Und noch nach Jahren, wenn Besucher kamen führte Brahm den Besucher nicht an dieser Mauer vorbei. Bis eines Tages ein Besucher vor dieser Mauer extra stehen blieb. „Eine sehr schöne Mauer“ Brahm sagte nur trocken „soll ich Ihnen Ihre Brille bringen?“ und wies den Besucher auf die fehlerhaften Steine hin. Der Besucher aber „Ich sehe 997 sehr schön gesetzte Ziegel – die Mauer ist schön“.

Wir starren viel zu oft auf die Fehler. Hat Ihnen im letzten Jahr jemand gesagt, dass Ihre Krawatte schön ist – nein? Aber wenn die Krawatte einen Fettfleck gehabt hätte, ja dann hätten sie es öfter gesagt bekommen.

Schauen Sie auf Ihre Erfolge!

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar