Posts Tagged ‘Vertrauen’

h1

Mitbewerber die sich helfen?

15. November 2015

Habe ich selber erlebt. Das ist echte und radikale Innovation. Aber – ja ein „aber“ kommt leider auch – ich traue mich nicht einmal die Branche zu nennen, denn die Chefs wissen nichts davon.

(c) lichtkunst.73 @ pixelio.de

(c) lichtkunst.73 @ pixelio.de

Nun halbwegs der Reihe nach: eine Branche der es nicht super geht (aber welcher Branche geht es super?) und eine regional überschaubare Anzahl von Mitbewerbern. Nun ist das Spektrum der Branche sehr weit gefächert und manche haben sich wissensmäßig spezialisiert. Die die etwas wissen (nicht die Allerwelts-Mitschwimmer) rufen sich gegenseitig an und helfen sich. Einmal der Eine, einmal der Andere – jeder hat etwas davon, jeder ist Nutznießer, der Mitarbeiter muss sich nicht in komplexe Strukturen einarbeiten – mitsamt dem Risiko des „Fehler machens“.

Also ich finde das toll.
Also ich finde das furchtbar, dass man das heimlich tun muss.

Was lernen wir für den Bereich Innovation? Ohne Juristen aber mit Vertrauen laufen die Projekte leicht und flüssig.

Einfach zum Nachdenken

Gottfried Schaffar

h1

Es geht auch anders

14. März 2015

(Nein, das wird keine Werbung für einen Mobil-Provider) Führung durch den Betrieb eines großen Konzerns: der Chef führt. Als erstes fallen uns die mehr als freundlichen Aufenthaltsräume und die Kaffeeautomaten einer echt guten Firma (Attest meiner Frau und Kaffeekennerin) auf. Das nächste Erstaunen – es ist per Du mit den Arbeitern und er kennt sich in den Hallen aus … das ist nicht selbstverständlich – glauben Sie mir. Dann frage ich etwas eher kompliziertes (klar, Messverfahren) und was passiert? Der Herr Boss sagt glatt zu uns „keine Ahnung, das muss ich fragen“ – so etwas ist ganz selten. Toller Mann denke ich, aber damit nicht genug: er geht zum Arbeiter, nimmt ihn mit der Rechten Hand um den Oberkörper und sagt: „kannst Du bitte das erklären, ich weiß es nicht“. Jetzt ist es aber an der Zeit diesen Herrn zu prämieren. In so einem Klima laufen auch die kontinuierlichen Verbesserungsvorschläge ohne Probleme, Formulare, Passwörter und Zertifikate an die Abteilungen. Einfach toll!

69874_web_R_K_B_by_Carola Langer_pixelio.de

(c) Carola Langer pixelio.de

Anderes Szenario: Der frische Universitätsabsolvent geht zum Facharbeiter und meint „schau Dir die Zeichnung an – kann das funktionieren?“ und in der Folge „… kannst Du mir das machen?“. Nach einigen Stunden kann er das Teil ausprobieren und mit der nächsten Verbesserung wieder kommen. Klar, das hat er zuerst mit dem Werkmeister abgesprochen, aber auch ohne Formulare und ohne die Geschäftsleitung wegen jedem Ankauf einer Schraube zu beschäftigen. Und die so erfolgte Entwicklung ist ein großer Erfolg geworden. Ist es nicht selbstverständlich, dass der junge Ingenieur die Idee mit dem Abteilungsleiter besprochen hat? Ist es nicht selbstverständlich, dass  der Abteilungsleiter über Kosten, Absatzchancen und Entwicklungszeit nachgedacht hat? Alleine schon einen Facharbeiter an einer Maschine zu finden wird langsam schwierig. Alle Bestrebungen gehen dahin „Schimpansen“ zu beschäftigen um Geld zu sparen.

Ich gebe zu – das kann manchmal schief gehen, aber sind nicht die Gremialentschlüsse (wer traut sich üblicherweise etwas massives gegen die GF-Meinung zu sagen?) genauso keine Garantie für den Erfolg. Im obigen Fall muss sich der Abteilungsleiter verantworten, ist ein Prozess „aufgesetzt“ ist keiner, und sicher nicht die GF schuld.

Hat schon jemand den Zusatzaufwand der ganzen Prozess-Spielerei nachgerechnet? Äh, irre ich mich oder hatte ich neulich in einem Fachartikel etwas von „einfachen Lösungen sind so notwendig“ gelesen? Na da wäre etwas einfaches!

Viel einfachen Erfolg

Gottfried Schaffar

h1

Was haben die Hussiten mit Innovation zu tun?

17. Juni 2013

Die Hussiten waren gefürchtete Kämpfer, diejenigen gegen die sie kämpften waren Söldner – zuerst Geld dann Kampf. Die Hussiten kämpften aus Überzeugung – und waren furchtbar. Sie besiegten Truppen, die eine mehrfache Stärke hatten. Solche kriegerische Geschichten gibt es wirklich häufig – überall. Nicht das ich nun plötzlich etwas Positives am Krieg finde – nein sicher nicht. Es zeigt mir nur den Unterschied zwischen Menschen die etwas aus Überzeugung machen und solchen die etwas für Geld machen.

82264_web_R_K_B_by_S. Hofschlaeger_pixelio.de

82264_web_R_K_B_by_S. Hofschlaeger_pixelio.de

Viele, wenn nicht alle, Untersuchungen zeigen das Geld nicht überzeugt und nur schwach motiviert. Neulich hatten wir ein Gespräch in einer Firma in „Umstrukturierung“. Für eine Person brach die Welt zusammen. Ein analytischer Geist meinte „man darf mit einer Firma keine Liebesbeziehung eingehen“ – etwa nur so wie „Firma, ich gebe dir 8 Stunden pro Tag und ich bekomme das Gehalt…“ Ich denke, das ist einigermaßen artifiziell. Menschen brauchen eine Beziehung, aber eine Beziehung impliziert Gegenseitigkeit. In kleineren Firmen ist das einfach, da gibt es jemanden der die Firma repräsentiert, mit dem man argumentieren und reden kann.

Wenn der Aktienkurs die Firma führt, ist das rational aber herzlos – und rational ist immer herzlos. Diese Situation verbraucht extra Energie und die fehlt dann. Das vergessen die Rationalisierer (Einsparer, Kurspfleger) die mit dem Rasenmäher über die Abteilungen Menschen entlassen. Das zehrt an der ganzen Firma, das komplette Innovationspotential wird im kreativen am-Sessel-Anhalten investiert.

Engagierte Mitarbeiter wollen „Ihrer“ Firma helfen, haben eine Beziehung, verteidigen die Firma, bemühen sich und gehen durch Dick und dünn. Menschen die wie unrentable Maschinen behandelt werden, machen dann genau das was betrogene Liebesleute tun: sie hassen, holen heraus was immer geht und das buchen kreativ ihre Stunden auf unkontrollierbare Projekte.

Wirkliche Innovation in einer solchen Situation ist unmöglich. PowerPoint-Gurus wollen das nicht wahr haben. Und wenn die Firma dann in echte Probleme kommt sind sie schon bei der übernächsten Firma.

Die von mir bewunderte  Loretta LaRoche  wollte einmal ein Buch schreiben „The death of the obvious“.

Viel Erfolg in einer tollen Firma oder einen neuen Anfang … oder Sie schalten auf „rational“: hier meine Zeit und „danke“ für’s Geld am Konto.

Gottfried Schaffar

h1

Zutaten für eine erfolgreiche Innovation

20. Mai 2013

Also abseits des managen von Innovationen, wir – die eine Lösung finden sollen – fragen sich oft „Was sind den nun die Zutaten für eine erfolgreiche Innovation?“. Versuchen wir ein Rezept…

  1. Ganz sicher notwendig ist Vertrauen (http://zentao.wordpress.com/2013/05/18/vertrauen-entwickeln-2/). Wenn die Firma umstrukturiert wird und der Nebenschreibtisch schon leer ist beschränkt sich die Innovation auf die Möglichkeiten sich am Drehstuhl festzuhalten.
  2. Die Übereinstimmung der eigenen Werte mit dem Innovationsziel: Privat wünschen wir uns immer Fairness, Angemessenheit und Achtung – wenn das Ziel der Entwicklung dem widerspricht geht es schwer: Denken wir an das Einbauen von Schwachstellen, an Preise nur weil es der Markt einfach hergibt oder mehr oder weniger schlichte Hereinleger.

    SONY DSC

    628644_web_R_K_by_Bernd Kasper_pixelio.de.jpg

  3. Innovation ist etwas Neues, also muss auch das Scheitern erlaubt sein. Das Scheitern zu „verbieten“ (das gibt es in Firmen) ist wie die Forderung immer Sonnenlicht zu wollen.
  4. Zeit und Ressourcen – wenn man nicht drüber schlafen kann, wenn man sicht etwas probieren darf – was soll das bewirken?
  5. Neugier – ohne Neugier keine Innovation.
  6. Freude – die besten Innovationen entstehen, wenn man daran mit der Freude arbeitet wie beim Packerl – machen zu Weihnachten – Freude und Vorfreute und kein Gedanke an das eigene Honorar. Klar, leben wollen wir Alle aber wenn man um jeden Arbeitschritt vorher kämpfen muss … da geht nichts.

Sicher eine unvollständige Liste

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

h1

Macht, Kontrolle und Vertrauen

18. November 2012

Dieser Text ist stark inspiriert von den beiden Artikeln von Karin Bauer im Standard vom 17./18. 11. 2012

The significant problems we face today cannot be solved at the same level of thinking we were at when we created them — Albert Einstein

Innovation braucht Freiheiten. Freiheit neue Wege zu denken und auszuprobieren – siehe oben das Zitat von Einstein. Wenn jede Fingerbewegung eines Mitarbeiters im ISO 9000 Dokument vorgeschrieben und jeder Versuch im Prozesshandbuch vorkommen muss – ja, dann ist das Reporting optimal. Optimal (wenig Arbeit) für die Firmenleitung. Die Firmenleitung wird aber wenig Kreatives bei den Produkten entdecken. Wie denn auch? Oder sollen die Mitarbeiter gefälligst zu Hause nachdenken? Nein, die Lösung: im ISO 9000 Handbuch ist für die Zeitdauer des Aufenthaltes im WC keine Vorschrift enthalten … danke!

Es ist meine tiefe Überzeugung „Menschen kann man nicht kontrollieren“, OK, man kann Zeiten registrieren, Umsätze vorschreiben und nachprüfen, aber man kann nicht kontrollieren ob der Mitarbeiter innerlich oder offen für die Firma arbeitet oder gegen die Firma. Erinnern Sie sich doch an Ihre Schulzeit – die Lehrer haben versucht Sie zu kontrollieren – aber ist es denen gelungen? Wenn sie jetzt mit „Ja“ antworten steht der Chef hinter Ihnen – oder?

Kontrolle muss im Gleichgewicht zu Freiheiten sein. Zum Beispiel Zeit zu haben das Problem, das sie gerade in der Produktion gesehen haben zu überdenken, eine Möglichkeit mit Excel eben das nachzurechnen oder in der Werkstätte mit einem Arbeiter eine halbe Stunde etwas Testweise zusammen zu schweißen. Oder verlange ich da zu viel?

Macht muss in Gleichgewicht mit Vertrauen stehen. Die Macht eines Vorgesetzten einen Mitarbeiter zu maßregeln ist manchmal notwendig. Aber wenn derselbe Vorgesetzte seine Mitarbeiter nicht gegen ungerechtfertigte Angriffe mit eben seiner Macht schützt, dann wird der Mitarbeiter nicht das Vertrauen haben eine mögliche Innovation zu artikulieren. Ich erinnere mich an die Oberschwester im Altersheim wo meine Mutter war, sie verteidigte ihre Mitarbeiter wie eine Löwin. Ich hatte den Eindruck die halten zusammen wie Pech und Schwefel. Und die Mitarbeiter sind auch länger geblieben wenn es brannte (oder wenn man gemeinsam zu lange Kaffee getrunken hatte).

Noch ein Wort zum Vertrauen in der Firma. So wie Kinder das meiste durch das gelebte Beispiel lernen, so geht es dem Vertrauen in der Firma. Wenn im Dienstvertrag ganz etwas anderes (Niederwertigeres) steht als man machen soll, wenn die Kunden offensichtlich hereingelegt werden (z.B. geplante „Defekte“ von Geräten) oder die Hierarchie – Etage über einem sich die Leute an der Firma bedienen … Ja, dann soll der Angestellte Mäuserich und das angestellt Mäuschen Vertrauen entwickeln?

Wer das glaubt, soll ins Marketing wechseln – dort werden solche Mitarbeiter gesucht.

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

PS.: wenn Sie einer Firma mit angenehmen Macht – Vertrauensverhältnis angehören, freuen Sie sich. Wenn nicht, wünsche ich Ihnen ein innovatives Umgehen des Verfahrenshandbuches. Ja, und schreiben Sie die 7 Minuten für das Lesen dieses Artikel auf Kostenstelle 4711 „Besprechung mit Vorgesetzten“ … brav Formulare ausfüllen – gell?

h1

Vertrauen – Misstrauen – Innovation

7. April 2012

Mein wöchentlicher Artikel über Innovation fällt auf den Karsamstag. Da möchte ich einen sehr tief greifenden Gedanken wälzen. Unser Leben ist auf Vertrauen aufgebaut: nicht jeder in der U-Bahn ist ein Mörder, der andere Autolenker wird sich an die Verkehrsregeln halten und für das bunt bedruckte Stück Papier in meiner Brieftasche (Euroscheine) werde ich mir etwas zu Essen kaufen können – lauter Beispiele von großem Vertrauen.

Nun mehren sich die „Marktteilnehmer“ die dieses Vertrauen weidlich ausnutzen: Telekomverträge, Gewinnbenachrichtigungen und technische Daten die sich auf (klein gedruckt) anderes Produkt beziehen, Großpackungen die teurer sind als die kleinen Packungen – nur vier willkürliche Beispiele. Das Vertrauen wird langsam zum Misstrauen. Das ist für sich genommen sicher keine positive Entwicklung, sie hat aber einen positiven Nebenaspekt: wir müssen öfter selber denken, das einfache Verlassen auf die Aussage eines „Experten“ erweist sich zu oft als Verkaufsförderung.

Was hat das alles mit Innovation zu tun? Ganz einfach, das selber denken! Also wenn der Herr Univ.-Prof. meint „…das sei das Beste…“ hm, wenn es sich um etwas wichtiges handelt: selber recherchieren und durchkämmen von Internetforen ist wohl das mindeste. Mit Google die Homepage des verkaufenden Herstellers nach dem Herrn Univ.-Prof.  durchsuchen ist manchmal mehr als erhellend.

Selber denken und selber sich eine Meinung bilden ist für ein erfolgreiches innovieren lebensnotwendig. Aber es erfordert Mut und Selbstvertrauen eigene Wege zu gehen:

  • rechnen Sie doch die Angelegenheit durch
  • schauen sie ob in einer anderen Produktionssparte ein sehr ähnliches Problem nicht schon sehr billig angeboten wird
  • Fragen Sie Ihre Ehefrau wie sie das Problem lösen würde – das liefert manchmal sehr verblüffende Resultate
  • Machen sie einen kleinen Versuchsaufbau und probieren sie Ihre Idee
  • „Das geht nicht“ – das hat die Universität X gesagt – „na und“ sagen Sie
  • Versuchen Sie teures Equipment durch Mathematik zu ersetzen (z.B. geht das manchmal telezentrischen Objektiven)
  • Ist die Fragestellung nicht einfach zu eng?
  • Simulieren Sie einen Vorgang an Computer, das ist 100x billiger aus in der Produktion zu probieren.
  • Wollen Sie dieses Problem überhaupt lösen?

Die letzte Frage erfordert natürlich den meisten Mut.

Aber wenn Sie die „Herde“ verlassen bläst manchmal ein kalter Wind.

Viel Spaß – Wind kann auch sehr schön sein, auch wenn Sie nicht segeln 🙂