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Immer nur rennen…

17. Januar 2015

Im Standard vom 10.1.2015 war ein toller Artikel mit dem Titel „Stopp! Immer nur rennen bringt nichts“. Das würde denn doch zu den Trivialitäten gehören, wenn es nicht in den Firmen nahezu religiöse Verehrer der Hetzerei gibt. Sich immer im Laufschritt zu bewegen gehört einfach zum „unentbehrlich sein“. Im oben erwähnten Artikel von Hartmut Volk wird Thomas Weege interviewt und der zeigt völlig klar, dass heutzutage unter den dauernden Umorganisierungen, Ausdünnung der Belegschaft und hohen Anforderungen aus dem Tagesgeschäft die Absicherung der Zukunft völlig auf der Strecke bleibt. Nach seinen Analysen resultiert für die Firma der Verlust der Zukunftsperspektive – was oft nicht beachtet wird, da der Vorstand auf die gegenwärtigen Zahlen schielt (Bemerkung G.Sch.) und die Zukunft meist nur im Prospekt vorkommt.

Die wirkliche Katastrophe ist aber das Getriebensein der Mitarbeiter die dadurch allen nur mehr widerwillig erledigen – ganz einfach weil die Umstände unter denen gearbeitet wird widersinnig empfunden werden. Was Herr Weege aber bei Gesprächen mit Angestellten verblüffendes herausgefunden hat ist die Tatsache, dass nicht die hohen Leistungsanforderungen das Problem sind sondern die leider üblichen überstürzten Veränderungen, permanentes Umorganisieren und unsinnige Versetzungen aber auch Beförderungen gesehen werden. Er spricht es auch klar aus: aktionistischer Blödsinn kostet Geld – viel Geld und nicht nur Geld aus schlechter Arbeit sondern bares. Er weist auch – nicht ganz offen – auf die Verantwortlichkeit der Beraterriege hin die diese Veränderungen (des Umsatzes wegen – Anmerkung G.Sch.) durchdrücken.

Zitat: Bemerkenswert, womit Weegen seine Argumentation illustriert. Er verweist auf einen Brief, den der Abt Bernhard von Clairvaux (um 1090 – 20. August 1153) an Papst Eugen III. (Papst von 1145-1153) geschrieben hat. Unter der Überschrift „Wo soll ich anfangen“ ist da nun zu lesen: „ Am besten bei Deinen zahlreichen Beschäftigungen, denn ihretwegen habe ich am meisten Mitleid mit Dir. Ich fürchte, dass Du, eingekeilt in Deine zahlreichen Beschäftigungen, keinen Ausweg mehr siehst und deshalb Deine Stirn verhärtest; dass Du Dich nach und nach des Gespürs für Deinen

Pope Eugene III - Wikipedia, the free encyclopedia en.wikipedia.org

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durchaus richtigen und heilsamen Schmerz entledigst. Es ist viel klüger, Du entziehst Dich von Zeit zu Zeit Deinen Beschäftigungen, als dass sie Dich ziehen und Dich nach und nach an einen Punkt führen, an dem Du nicht landen willst. Du fragst: ,An welchem Punkt?‘ An den Punkt, wo das Herz hart wird. Wenn also alle Menschen ein Recht auf Dich haben, dann sei auch Du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat. Warum solltest einzig Du selbst nichts von Dir haben? Wie lange noch schenkst Du allen Deine Aufmerksamkeit, nur nicht Dir selbst? Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein? Denk also daran: Gönne Dich Dir selbst. Ich sage nicht: Tu das immer. Ich sage nicht: Tu das oft. Aber ich sage: Tu das immer wieder einmal. Sei wie für alle andere auch für Dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen.“ (Zitat Ende)

Seine Kur ist also Gelassenheit: „Warum solltest einzig Du selbst von Dir nichts haben.“ Ein weiser Rat, aber wie macht man das mitten im täglichen Chaos.

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

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