Archive for Mai 2012

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Automatisierte Problemlösung

26. Mai 2012

Sie haben sicher von EDV-Paketen gehört, die Probleme lösen können – angeblich. Sie haben sicher schon von Methoden gehört, mit denen man Probleme sozusagen im Vorbeigehen, lösen kann – denken wir an TRIZ[i] oder an das Softwarepaket Invention Machine.[ii]

Wenn Sie mit so etwas liebäugeln, dann gehen Sie zu einem Seminar mit einem gelösten Problem im Rucksack – einem Problem, das Kreativität und Kenntnisse benötigt hat. So, und dann stellen Sie dem vortragenden Guru das Problem vor. Ich habe das zweimal getestet, das Resultat war desaströs für das Verfahren. Nicht einmal in die Nähe einer Lösung haben diese Methoden geführt. Aber lustig war es doch – vor allem die Ausreden nach der Auflösung. Versuchen Sie es.

Natürlich gibt es immer wieder Beispiele, bei denen (angeblich) die Lösung mit so einem Verfahren gefunden wurde. Ich gehe davon aus, dass diese Beispiele mit großer Akribie gesammelt werden – sie unterstützen ja das Businessmodell der Vertreiber. Was sicher nicht gesammelt wird, sind Beispiele von Anwendern, die nach drei Versuchen das Zeug auf dem EDV Friedhof – ich meine dem Firmenserver – vergessen haben. Klar, schuld ist der User, hätte er noch die Kurse Level 6 bis 53 gebucht, hätte er kein Problem gehabt.

Aber vielleicht ist das Verfahren für andere Menschen toll – das sind nur unsere Erfahrungen.

[Text aus dem Buch „Radikale Innovationen und grundsätzliche Problemlösungen finden“ von Gottfried Schaffar]


[i] TRIZ ist das russische Akronym für „теория решения изобретательских задач“ (Teoria reschenija isobretatjelskich sadatsch), was sinngemäß übersetzt bedeutet: „Theorie des erfinderischen Problemlösens“ oder „Theorie zur Lösung erfinderischer Probleme“ – Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/TRIZ

[ii] ist ein eingetragenes Warenzeichen der Invention Machine Corporation

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Radikale Innovation – offensichtlich ganz locker

19. Mai 2012

So kann es auch gehen? Man stelle sich vor:

  • Budget einige 100 US$
  • kein definiertes Ziel
  • kein Stage Gate Prozess
  • keine Projektevaluierung
  • einfach anfangen
  • Allgemeinnutzen vor Eigennutzen stellen
  • kein Reporting
  • keine Meetings
  • kein Management
  • kein Prozess für die Innovation aufgesetzt
  • kein SAP
  • keine Prozesslandkarte
  • kein ISO 9000
  • keine Ablaufplanung
  • kein Projektcontrolling
  • keine Marktanalyse
  • kein Pflichtenheft
  • kein Lastenheft
  • keine Break-Even-Analyse
  • kein QFD (Quality Function Deployment)
  • völlig ohne Ishikawa-Diagramm (Ursachen – Wirkung – Diagramm)
  • keine Lead-User Analyse

Kann das gut gehen? Nehmen Sie sich ein bisschen Zeit und sehen Sie sich das an:

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=YrtANPtnhyg

Der Mann (Pranav Mistry) sollte verboten werden. Alle Organisationsgrundsätze über den Haufen gefahren!

Was soll man da sagen?

Bitte um Ihre Meinung. Wenn Sie mir einen Kommentar mit Zusatz “Intern” oder so schicken, nehme ich es als Anregung und es wird sicher NICHT veröffentlicht.

Danke für das Lesen

Gottfried Schaffar

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Wo kommen die Innovationen her?

12. Mai 2012

Ja, das haben sich schon Viele gefragt. Und – es lässt sich nicht vermeiden – ich habe auch meine eigne Meinung dazu:

Fragen Sie sich selber „Wann und wo haben ich letztens eine gute Lösungsidee gehabt?“. Ich denke, da kommen Antworten wie: am Pissoir, beim Einschlafen, in der Straßenbahn usw. Relativ wenige Lösungsideen kommen (mir) vor dem Problem, vor dem Computer. Warum ist das so? Ich denke einfach deswegen, weil wir zu viele Gedanken denken. Da hat es keinen Platz für eine „Eingebung“. Also üblicherweise denke ich am Pissoir an … nichts. In diesem Moment kann ein zunächst unmerklicher Eindruck oder Gefühl sich bis ins Bewusstsein durchschlagen und … ja, klar – so könnte es gehen.

Nichts denken ist aber nicht ganz einfach, und hat außerdem eine schlechte Presse. Ja und außerdem ist es etwas „Passives“. Wir müssen in der Firma immer zeigen, dass wir aktiv und in Alarmbereitschaft sind. In den Firmen ist es nahezu zur Vorschrift geworden sich im Laufschritt zu bewegen und gestresst zu sein. OK, das gestresst sein ist mitunter eine Abwehrhaltung noch 4 Projekte auf den Schreibtisch gekippt zu bekommen.

Ich versuche (sehr oft) konsequent zu sein. Wenn ich den Eindruck habe „es könnte so gehen“ so versuche ich diesen Weg auch zu marschieren. So hatte ich das auch mit den Pausen im Denken gemacht. Übrigens denkt ein Mensch in unserem Kulturkreis im Durchschnitt 60.000 unterschiedliche Gedanken am Tag. Fragen Sie mich nicht wie die Psychologen auf diese Zahl kommen. Um Pausen im permanenten Fluss von Gedanken zu haben, ja da habe ich mich an ein kleines Büchlein erinnert „Meditieren in drei Minuten. Meditationstechniken für moderne Menschen von David Harp, Nina Feldman“ und später „Getting in the Gap (Little Books and CDs) von Wayne W. Dyer“. Mit ein wenig Training kann man das lernen. Lernen nicht nur an nichts zu denken, sondern durch diese, sagen wir, Techniken stressresitenter zu werden (neben anderen positiven Nebenwirkungen auf die ich hier nicht eingehen möchte). Ja, tatsächlich – die Lösungsansätze, die so einfach aus dem Unterbewusstsein purzeln, nehmen sehr deutlich zu. Wenn Ihnen Meditation zu esoterisch ist – Sie brauchen es ja niemanden erzählen 🙂

Es gibt aber tatsächlich auch andere Situationen in denen man die „Erkenntnis“ hat: neulich war ich mit meiner Frau auf einem Franz Schubert Klavierkonzert mit Dr. Helmut Hofmann. Vorausschicken muss ich, dass ich ein sehr konzentrierter Zuhörer bin. Ich war zeitweise bei dem Konzert so gefangen, dass ich nichts Anderes wahrnahm – aber plötzlich habe ich gewusst, wie man eine bestimmte Messaufgabe lösen könnte. Ein Widerspruch? Ich glaube nicht – Ich habe offensichtlich einen anderen Teil meines Gedankengartens so heftig verwendet und auf einem anderen Stück konnte etwas sprießen. Ist das nicht schön? Offensichtlich sollte das mit anderen konzentrierten Aktivitäten auch gehen – schon mal Ikebana versucht? Näheres auch in meinem Buch.

Bitte um Ihre Meinung. Wenn Sie mir einen Kommentar mit Zusatz „Intern“ oder so schicken, nehme ich es als Anregung und es wird sicher NICHT veröffentlicht.

Danke für das Lesen

Gottfried Schaffar

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Try to fit in?

5. Mai 2012

Klar, man muss sich anpassen – muss man? (Von mir) Unbestritten ist, dass man auf Veränderungen reagieren muss (sollte). Also, wenn Sie (1915) ein erfolgreicher Pferdefuhrwerker sind und die Eisenbahn kommt auf, ja, dann ist es klug sich anzupassen. Ok, das ist ein unbestreitbares, Beispiel aus der Vergangenheit. In der Gegenwart ist das nicht so eindeutig – klar. Wir stellen also – ich denke gemeinsam – fest: das Festhalten und das Nicht-sehen-wollen von etwas ist der Tod der Innovation – OK?

Was ich jedoch mit dem Fragezeichen im Titel meine, ist eine andere Kategorie: das Vorspielen (performing) einer Person, die man nicht ist. Unter Selbständigen grassiert beispielsweise die „Erfolgskrankheit“, jeder inszeniert sich als total erfolgreicher Geschäftsmann, der BMW 7er ist schon bestellt nur „…sie wissen ja, diese Lieferzeiten heutzutage…“. Dieses Vorspielen geht bis zur Stilistin, die einem das „erfolgreiche“ Outfit mit der Gewinnkrawatte und der Innovationsfrisur vorschreibt. Dazu sollte man auch das Vorspielen von Bewunderung für den Chef (von dem man eventuell eine ganz andere Meinung hat) oder das interessierte Zuhören (in der lähmenden Selbstdarstellungsbesprechung X) zählen. Man kann das natürlich mache und es ist vielleicht auch unumgänglich, man muss sich aber klar werden „es kostet Energie“.

Was hat das mit Innovation zu tun? Viel, man investiert Lebensenergie in eine Inszenierung, die man dann womöglich selbst für real hält. Man Investiert mehr als man auf den ersten Augenblick wahrnimmt. Man verkauft seine Persönlichkeit zugunsten eines scheinbaren „Dazugehörens“. Es ist eine Art Selbst- Verleugnung. Man lebt eine Lebenslüge.

Und damit halten Sie an etwas fest, dass sehr viel Energie kostet – festhalten kostet Innovationskraft. Festhalten ist ja das Gegenteil von Neuem. Meine Überzeugung ist es auch, dass die Innovation aus dem „Selbst“ kommt. Wenn ich mich verleugne, kann da nichts kommen. Oder sehe ich das falsch?

Wenn man seine Persönlichkeit, sein innerstes Ich zulässt, ja dann passt man sich an die Umgebung an. Man wird nicht im T-Shirt und Sandalen in ein 5-Stern Restaurant mit dem Partner gehen – aber das steht ja auch nicht zur Debatte. Wenn ich aus Achtung vor dem Partner und als Ausdruck der Feierlichkeit mich in den guten Anzug werfe, dann bin ich noch immer ich selbst. Vielleicht ein hilfreicher Vergleich: man kann leben wie ein Gedicht, reimen sollte es sich, aber das Versmaß sollte man sich nicht auch noch selber vorschreiben lassen.

Wenn man sich mit dem eigenen Schauspiel beschäftigt hat mein keine Zeit für Anderes und schon gar nicht für Innovation.