Archive for Januar 2015

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Neugier und Scheitern

25. Januar 2015

Vor einigen Tagen habe ich eine sehr interessante Textpassage gelesen, eine Textpassage die sehr gut zum Thema Innovation passt. Der Text stimmte mich nachdenklich und zeigt den Grund warum „wir“ als Gesellschaft und auch als Mitglied einer Firma uns mit Innovationen schwer tun:

(Zitatenfang)

Als intelligenter Spezies ist uns die Motivation durch Neugier bestens vertraut. Sie ist uns angeboren. Unsere angeborene Neugier sorgt dafür, dass unser kindliches Gehirn wächst und die Fähigkeiten entwickelt, die auf uns warten. Je mehr die angeborene Neugier durch die Gesellschaft und den inneren Frieden genährt wird, umso besser entwickelt sie sich auf natürliche Weise. Wird sie hingegen von der Gesellschaft oder der Familie unterdrückt, fehlt es uns an eigenen Anreizen, und wir lassen uns leicht vor den Karren anderer Leute spannen. Nur wenn der Lernprozess höher gewertet wird als der Erfolg, blühen wir als Menschen auf. Wenn Erfolg und das, was er einbringt, höher gewertet werden als der Lernprozess, fürchten wir schließlich das Versagen, und durch diese Angst fangen wir an zu verkümmern.

(c) by_Lupo pixelio.de

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Nur allzu oft wird unser natürlicher, animalischer Forscher- und Entdeckerdrang so eingeschränkt, dass wir lieber auf Nummer sicher gehen oder die Fehler, die wir zwangsläufig machen, zu vertuschen versuchen. Leider ist das in unterschiedlichem Maße bei den meisten heute lebenden, konventionell erzogenen und ausgebildeten Menschen der Fall. Wir sind dazu erzogen worden, Werkzeug und Hüter der Gesellschaftsinteressen zu sein. Natürlich sind die Interessen der Gesellschaft wichtig. Sie sind letztlich die unseren, denn wir sind soziale Wesen. Aber den wahren Interessen der Gesellschaft ist am besten gedient, wenn wir den Raum und die Freiheit haben, unseren intelligenten Forschungsdrang zu befriedigen.

Während außergewöhnliche Wissenschaftler wie Einstein berichten, dass sie den Durchbruch oft dann erreichten, wenn sie alles Wissen zurückließen wie im Schlaf oder beim Tagträumen, und Künstler aller Genres von der Kreativität als einer Kraft sprechen, die in Gestalt einer Muse oder Gottheit über sie kommt und ihnen auf geheimnisvolle Weise die Hand oder den Körper führt… (Zitatende)

Ich finde den Text sehr überzeugend: Neugier, Forscherdrang und auch die repressionsfreie Möglichkeit des Scheiterns ist eine unbedingte Voraussetzung für Innovationen. Mit einer Erbsenzähler-Mentalität bringt man Innovationen um – völlig egal welcher tolle Prozess zur Innovation da gerade modern und vielleicht sogar „aufgesetzt“ (… was für ein Wort) ist. Na zumindest wir mit uns selber können unseren Forscherdrang und die Entdeckungslust frönen. Ja und das ist dann der Grund für die vielen „schwarzen“ Entwicklungsvorhaben die an den Erbsenzählern vorbei einfach gemacht werden. Oder haben Sie davon noch nie gehört?

Was schließen wir daraus? Antwort bitte hier ……………………….. einfügen.

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

PS.: der Text stammt aus dem Buch Gangaji: Der verborgene Schatz“

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Immer nur rennen…

17. Januar 2015

Im Standard vom 10.1.2015 war ein toller Artikel mit dem Titel „Stopp! Immer nur rennen bringt nichts“. Das würde denn doch zu den Trivialitäten gehören, wenn es nicht in den Firmen nahezu religiöse Verehrer der Hetzerei gibt. Sich immer im Laufschritt zu bewegen gehört einfach zum „unentbehrlich sein“. Im oben erwähnten Artikel von Hartmut Volk wird Thomas Weege interviewt und der zeigt völlig klar, dass heutzutage unter den dauernden Umorganisierungen, Ausdünnung der Belegschaft und hohen Anforderungen aus dem Tagesgeschäft die Absicherung der Zukunft völlig auf der Strecke bleibt. Nach seinen Analysen resultiert für die Firma der Verlust der Zukunftsperspektive – was oft nicht beachtet wird, da der Vorstand auf die gegenwärtigen Zahlen schielt (Bemerkung G.Sch.) und die Zukunft meist nur im Prospekt vorkommt.

Die wirkliche Katastrophe ist aber das Getriebensein der Mitarbeiter die dadurch allen nur mehr widerwillig erledigen – ganz einfach weil die Umstände unter denen gearbeitet wird widersinnig empfunden werden. Was Herr Weege aber bei Gesprächen mit Angestellten verblüffendes herausgefunden hat ist die Tatsache, dass nicht die hohen Leistungsanforderungen das Problem sind sondern die leider üblichen überstürzten Veränderungen, permanentes Umorganisieren und unsinnige Versetzungen aber auch Beförderungen gesehen werden. Er spricht es auch klar aus: aktionistischer Blödsinn kostet Geld – viel Geld und nicht nur Geld aus schlechter Arbeit sondern bares. Er weist auch – nicht ganz offen – auf die Verantwortlichkeit der Beraterriege hin die diese Veränderungen (des Umsatzes wegen – Anmerkung G.Sch.) durchdrücken.

Zitat: Bemerkenswert, womit Weegen seine Argumentation illustriert. Er verweist auf einen Brief, den der Abt Bernhard von Clairvaux (um 1090 – 20. August 1153) an Papst Eugen III. (Papst von 1145-1153) geschrieben hat. Unter der Überschrift „Wo soll ich anfangen“ ist da nun zu lesen: „ Am besten bei Deinen zahlreichen Beschäftigungen, denn ihretwegen habe ich am meisten Mitleid mit Dir. Ich fürchte, dass Du, eingekeilt in Deine zahlreichen Beschäftigungen, keinen Ausweg mehr siehst und deshalb Deine Stirn verhärtest; dass Du Dich nach und nach des Gespürs für Deinen

Pope Eugene III - Wikipedia, the free encyclopedia en.wikipedia.org

Pope Eugene III – Wikipedia, the free encyclopedia
en.wikipedia.org

durchaus richtigen und heilsamen Schmerz entledigst. Es ist viel klüger, Du entziehst Dich von Zeit zu Zeit Deinen Beschäftigungen, als dass sie Dich ziehen und Dich nach und nach an einen Punkt führen, an dem Du nicht landen willst. Du fragst: ,An welchem Punkt?‘ An den Punkt, wo das Herz hart wird. Wenn also alle Menschen ein Recht auf Dich haben, dann sei auch Du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat. Warum solltest einzig Du selbst nichts von Dir haben? Wie lange noch schenkst Du allen Deine Aufmerksamkeit, nur nicht Dir selbst? Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein? Denk also daran: Gönne Dich Dir selbst. Ich sage nicht: Tu das immer. Ich sage nicht: Tu das oft. Aber ich sage: Tu das immer wieder einmal. Sei wie für alle andere auch für Dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen.“ (Zitat Ende)

Seine Kur ist also Gelassenheit: „Warum solltest einzig Du selbst von Dir nichts haben.“ Ein weiser Rat, aber wie macht man das mitten im täglichen Chaos.

Viel Erfolg

Gottfried Schaffar

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Stage Gate Prozess?

11. Januar 2015

Ich bekenne mich offen, bekenne mich als Anhänger des Stage-Gate-Prozesses. Ich denke es ist sinnvoll, ein Entwicklungsprojekt nach jedem wesentlichen Schritt wieder zu diskutieren. Es können ja neue Probleme oder neue Möglichkeiten aufgetreten sein. Und beides ist sicher gut, wenn es in der Firma kommuniziert wird. Auch können neue Entwicklungen in der Firma oder beim Mitbewerb einen starken Einfluss auf das Projekt haben. Nun treibe ich mich seit mehr als dreißig Jahren (echt? so lange?) in Firmen herum und wir sehen da doch einiges. Vieles das mir sehr gefällt und für die jeweiligen Firmen nutzbringend ist, manchmal werde ich aber nachdenklich:

  1. Stage-Reviews zu fixen Zeitpunkten: das ist für das Management praktisch, aber nicht für die Entwicklung. Gehen wir von einem monatlich angebotenen Termin aus so verlieren wir an Wartezeit im Mittel 0,5 Monate. Bei 12 Review-Stages verlieren wir also 6 Monate Time to Market. Das schaut nicht so gut aus – oder? Ausweg: vielleicht eine Mailaussendung der Entwickler mit 3 Tage Haltezeit als Lösung? Ich weiß es nicht – aber vielleicht?
  2. Viele Betroffene bei den Stage-Reviews: das ist an und für sich eine gute Idee um grundsätzliche Probleme aus Fachabteilungen mit einem angedachten Produkt auszuräumen oder auch nur Vorabinformationen zu verteilen. Was hier manchmal ein Problem sein kann sind Personen die mit dem neuen Produkt zusätzlich Arbeit bekommen – die suchen oft aus rein menschlichen Gründen Probleme. Ein anderes Problem sind Techniker die nicht sehr kommunikativ oder ungeschickt in gruppendynamischen Situationen sind. Beides kann zum frühzeitigen Untergang eines Projektes führen. Ausweg: ein Leiter mit profunder Ausbildung in Gruppendynamik und Kenntnis über Arbeitsprozesse und Personen… hm das ist wohl schwer zu bekommen.

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    S. Hofschlaeger pixelio.de

  3. Zahlenversessenheit: OK, das ist im Moment Mode und Religion zugleich. Es ist klar, dass ein Budget nicht extrem überschritten werden soll, aber wer kann schon für etwas das nicht existiert und nur eine Idee für die Entwicklung besteht einen exakten Finanzplan (und Zeitplan) erstellen? Also ich nicht. Das nicht genug, oft müssen die Umsatzzahlen für das nicht existente Produkt für in zwei Jahren vorgelegt werden. Ja, sicher voraussichtliche Produktionskosten und Verkaufspreise müssen abgeschätzt und die Reaktion der Kunden eingeschätzt werden. Mein Eindruck von dieser Vorgangsweise ist, dass sie der Idee entspringen die Entscheidung über die dreifache Unsicherheit (Entwicklung, Kosten, Kunden) vom Management weg zur Entwicklungsabteilung zu schieben. Damit ist das Management auf jeden Fall „nicht schuldig“. Was hier radikal übersehen wird: Mitarbeiter sondern Zahlen unter diesen Voraussetzungen sehr pessimistisch ab – klar die wollen auch „nicht schuldig“ sein. Die Null-Risk- Strategie kann aber nie aufgehen – es gibt immer ein Risiko – auch im Nichtstun. Ausweg: Entscheidung zurück zu denen die dafür entlohnt werden: dem Management. Die richtige Antwort auf die Forderung nach Zahlen für das Jahr X kann nur sein: mein persönliches Gefühl von …. bis … ich meine aber es wird … sein. Machen wir das ehrlich für Entwicklungskosten, für den Produktionspreis, den erzielbaren Verkaufspreis und dem geschätzten Stückzahlen dann kann man eine intervallbasierte Rechnung machen (http://de.wikipedia.org/wiki/Intervallarithmetik) und zurück zum Management. Ich denke in sehr vielen Fällen wird das Resultat sein: großes Risiko – hohe Gewinnmöglichkeiten, geringes Risiko – geringe Zuwächse …. wer hätte das gedacht.
  4. Der Entwicklungsabteilung die Zusatzarbeit mit den Zahlen aufbürden: genial – da kommt eine Idee und dafür gibt es als Strafe Zusatzarbeit. Und dann wird bejammert, dass nur graduelle Verbesserungen entwickelt werden. Man muss schon sehr in die Firma verliebt sein, um sich so etwas „anzutun“. Ausweg: es gibt ein zusätzliches Zeitbudget für die Zahlenerhebungen und darin werden vor allem die anderen Fachabteilungen involviert. Das ist kein perfekter Ausweg, aber sonst fällt mir nichts ein.

Viel Erfolg beim Durchboxen Ihres Projektes

Gottfried Schaffar

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Veränderung

4. Januar 2015

Als Start in ein neues Jahr war ich mutig und habe Euch ein Gedicht geschrieben. Eine Spätfolge meines Seminars bei Brigitta Höpler.

Veränderung

Veränderung ist immer da
heiße sie willkommen
soweit die Theorie

Veränderung macht Angst
Angst was kommt
Kommt Abstieg?

Veränderung – plus, oder
Veränderung – minus
Ein menschlicher Stempel?

Veränderung annehmen
sonst ist Krieg
mit der Realität

Veränderungen erdulden
Veränderung bekämpfen?
Was, wenn sich Alles ändert?

Nichts zu erhalten
nur sein
dankbar SEIN.

Viel Erfolg… und nächste Woche gibt es wieder einen hard-core-Artikel 🙂 versprochen

Gottfried Schaffar

PS.: Das Bild ist ein Link zu

The Problems With Factory Thinking